Full text: [Untersekunda, [Schülerband]] ([Untersekunda, [Schülerband]])

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Schilderungen aus Erd-, Naturkunde und 
Menschenleben. 
136. Gibraltar. 
Peter Graf Bay von Vaya und zu Luskod. 
Die marokkanischen Unruhen lenken wieder einmal die Aufmerksamkeit 
der Welt nach den Gestaden des azurblauen Mittelmeeres, dessen sonnige 
Küsten seit langen Vorzeiten die blutigsten Schlachtfelder bildeten. Die 
Menschheit, in ihrem bis auf die ersten historischen Aufzeichnungen zurück¬ 
gehenden unermüdlichen Kampf um die Macht, vernichtete sich immer wieder 5 
gegenseitig in diesen Ländern. Trotz aller Verwüstung aber gleichen sie bis 
auf unsere Tage weniger einem Friedhof als einem verlorenen Paradies. 
Gibraltar, Algeciras, Ceuta und dann Tanger dürfen unter so vielen 
dort gelegenen Orten als die wichtigsten angesehen werden. Ihre geogra¬ 
phische Lage ist von unvergleichlicher Schönheit, und nach ihrer strategischeil io 
Bedeutung bilden sie im strengsten Sinne des Wortes die Schlüssel ihrer zu¬ 
gehörigen Festlande. Würde es daher nicht begreistich sein, wenn eines 
Tages die Geschütze dieser furchtbaren Festungen sich entladen würden gegen 
den unruhigen Nachbarn? 
Gibraltar ist gewissermaßen das Symbol der englischen Seemacht ge-15 
worden. Das kurze Wort bezeichnet viel mehr als nur einen Ort. Der 
eigenartige Name repräsentiert das mächtige Übergeivicht der Seemacht Groß- 
britanniens. »Hule Britannia over the sea.« Dieser stolze Wahlspruch 
bekundet sich tu seiner ganzen Gewalt in dem düsteren und gigantischen 
Felsen, der sich wie eine beständige Drohung über den tosenden Wassern 20 
der beiden unendlichen Meere erhebt. 
Das Wort Gibraltar selbst ist arabischen Ursprungs. Dschebel al 
Tarik oder Berg von Tarik bezeichnet beit Namen des Kriegshelden Tarik 
ibn Zijad, der mit seinen muselmanischen Truppen Anno 711 landete und 
den Ort unter dem Befehl des berüchtigten Vizekönigs Musa, des Repräsen- 25 
tauten der Kalifen von Damaskus, in Nordasrika besetzte. 
In Gibraltar also begann, wie wir sehen, das Kapitel der Oberherr¬ 
schaft der Mauren in Spanien, jener Periode, die mehr als sieben Jahr¬ 
hunderte dauerte und die nicht nur alle Verhältnisse der Iberischen Halb¬ 
insel umwälzte, sondern auch mancherlei unauslöschliche Spuren bis in 30 
unsre Tage zurückließ.
	        
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