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Er kleidete sich nach väterlicher Sitte, d. h. fränkisch, und trug un¬
mittelbar auf dem Körper ein leinenes Kamisol sWamss und leinene Beinkleider,
darüber einen Rock mit einer seidenen Einfassung und dazu Strümpfe. Die
Beine gürtete er mit Binden, und die Füße schützte er durch Schuhe. Im
40 Winter verwahrte seine Brust und Schultern ein Panzer von Fischotter- und
Marderfellen. Darüber warf er einen venetianischen Mantel. Stets trug
er ein Schwert an seiner Seite, welches einen goldenen oder silbernen Knopf
und ein ebensolches Wehrgehenk hatte. Bisweilen bediente er sich auch
eines mit Edelsteinen besetzten Schwertes; doch that er dies nur bei besonders
45 feierlichen Veranlassungen, oder wenn fremde Gesandte an seinen Hof kamen.
Ausländische Kleidung, und wenn sie noch so schön war, mochte er nicht
leiden und zog nie eine solche an, ausgenommen daß er einmal zu Rom
auf Bitten des Papstes Hadrian und wiederum auf die Leos in einer langen
Tunika sdem römischen Untergewandes und einem griechischen Oberkleide und
50 auch mit Schuhen, nach römischer Sitte gemacht, erschien. Bei Festlichkeiten
aber trug er ein golddurchwirktes Kleid und mit Edelsteinen besetzte Schuhe;
eine goldene Schnalle befestigte seinen Mantel, und sein Haupt war mit einer
goldenen, mit Edelsteinen verzierten Krone geschmückt. Für gewöhnlich unter¬
schied sich sein Anzug wenig von der schlichten Kleidung eines seiner Unterthanen.
55 In Speise und Trank war er mäßig, indem er die Trunkenheit an
jedem andern, um so mehr an sich selbst und den Seinen verabscheute.
Wenn einer betrunken war, mußte er so lange Wasser trinken, bis er wieder
nüchtern wurde, und vor Gericht durfte kein Betrunkener erscheinen; Richter,
Zeugen und Schwörende — so verordnete er — sollen nüchtern sein. —
60 Einhard fährt fort: Das Fasten konnte er, wie er klagte, nicht gut ver¬
tragen, sondern es schadete seinem Körper. Selten schmauste er und vorzugs¬
weise nur bei Festen, dann aber in großer Gesellschaft. Auf seine Tafel
kamen täglich nur vier Schüsseln außer dem Braten, den die Jäger auf
den Spießen brachten, und den er lieber aß als alles andere. Während der
65 Tafel liebte er Kurzweil oder ließ sich etwas vorlesen. Namentlich ließ er sich
aus der Geschichte die Begebenheiten alter Zeit vorlesen. Auch die Bücher des
heiligen Augustin, insbesondere die „von dem Staate Gottes" (de civitate
dei), liebte er sehr. Wein und Getränke überhaupt genoß er so mäßig,
daß er über Tafel selten mehr als dreimal trank. Wenn es Früchte gab,
70 dann genoß er zum Nachtische etwas davon, trank noch einmal, legte dann
seine Kleidung und Schuhe wie zur Nachtzeit ab und ruhte zwei bis drei
Stunden. Sein nächtlicher Schlaf war nicht fest; er erwachte vier- bis fünf¬
mal und stand auch aus dem Bette auf. Während er sich ankleidete, empfing
er nicht nur seine Freunde, sondern er ließ auch, wenn der Pfalzgraf be-
75 richtete, daß es einen Streit gebe, welcher ohne seinen Befehl nicht ge¬
schlichtet werden könne, die Streitenden sogleich hereinführen und sprach
dann, wie wenn er auf dem Richterstuhle säße, das Urteil. Nicht allein
dergleichen Dinge aber, sondern alles, was an dem Tage sonst vorgenommen
werden sollte oder irgend einem seiner Diener aufzutragen war, machte er
80 während jener Zeit ab.