2. Zuversicht.
1. Wohlauf! Es ruft der Sonnenschein:
Hinaus in Gottes freie Welt!
Geht munter in das Land hinein
Und wandelt über Berg und Feld.
2. Es bleibt der Strom nicht ruhig stehn,
Gar lustig rauscht er fort;
Hörst du des Windes muntres Wehn?
Er braust von Ort zu Ort.
3. Es reist der Mond wohl hin und her,
Die Sonne ab und auf,
Guckt übern Berg und geht ins Meer,
Nie matt in ihrem Lauf.
4. Und, Mensch, du sitzest stets daheim
Und sehnst dich nach der Fern':
Sei frisch und wandle durch den Hain
Und sieh die Fremde gern!
5. Wer weiß, wo dir dein Glücke blüht?
So geh und such' es nur!
Der Abend kommt, der Morgen flieht;
Betrete bald die Spur!
6. Laß Sorgen sein und Bangigkeit,
Ist doch der Himmel blau!
Es wechselt Freude stets mit Leid:
Dem Glücke nur vertrau'!
7. Soweit dich schließt der Himmel ein,
Gerät der Liebe Frucht:
Und jedes Herz wird glücklich sein
Und finden, was es sucht.
Mel.: Bernhard Wessely (1767-1826).
Novalis (Friedrich von Hardenberg).
1772—1801.
Schriften. Herausg. von Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel.
1. u. 2. Teil. 4. Auflage. Berlin 1826.
1. BeramamisUed.
1. Der ist der Herr der Erde,
Wer ihre Tiefen mißt
Und jeglicher Beschwerde
In ihrem Schoß vergißt.
2. Wer ihrer Felsenglieder
Geheimen Bau versteht
Und unverdrossen nieder
Zu ihrer Werkstatt geht.
3. Er ist mit ihr verbündet
Und inniglich vertraut
Und wird von ihr entzündet,
Als wär' sie seine Braut.
4. Er sieht ihr alle Tage
Mit neuer Liebe zu
Und scheut nicht Fleiß noch Plage,
Sie läßt ihm keine Ruh.
5. Die mächtigen Geschichten
Der längst verfloßnen Zeit
Ist sie ihm zu berichten
Mit Freundlichkeit bereit.
6. Der Vorwelt heil'ge Lüste
Umwehn sein Angesicht,
Und in die Nacht der Klüfte
Strahlt ihm ein ew'ges Licht.
7. Er trifft auf allen Wegen
Ein wohlbekanntes Land,
Und gern kommt sie entgegen
Den Werken seiner Hand.
8. Ihm folgen die Gewässer
Hilfreich den Berg hinauf,
Und alle Felsenschlösser
Tun ihre Schätz' ihm auf.