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Theodor Körner
Leipzig errungen war, ließ er nicht wie Arndt einen Iubelruf
ertönen, sondern dichtete ein Büßlied, eine Beichte: „Wir haben
alle schwer gesündigt, Wir mangeln allesamt an Ruhm", und in
einem andern Gedicht mahnt er die Sieger:
Aber einmal müßt ihr ringen
Noch in ernster Geisterschlacht
Und den letzten Feind bezwingen,
Der im Innern drohend wacht. Eduard Engel.
91. Theodor Körner.
1. Als wider Frankreichs räuberischen Geier
Das Weidwerk anhub durch die deutschen Lande,
Da schoß, die Seelen zu geweihtem Brande
Entzündend, Blitz auf Blitz aus deiner Leier.
2. Zum Schwerte stürmtest du in zorniger Feier
Dein Volk empor aus tatenloser Schande
And selbst voran im schwarzen Iagdgewande
Die Eisenbraut erkorst du dir als Freier.
3. So sangst und rangst du, uns're Not zu sühnen,
And wardst in beidem gleich getreu erfunden,
Dein Lied besiegelnd durch den Tod der Kühnen.
4. Drum, wenn manch edler Kranz im Flug der Stunden
Dahinwelkt, wird noch frisch der deine grünen,
Betaut mit Opferblut aus heil'gen Wunden.
Emanuel Geibel.
92. Die blaue Blume der Romantik.
Die Eltern lagen schon und schliefen, die Wanduhr schlug
ihren einförmigen Takt, vor den klappernden Fenstern sauste der
Wind,- abwechselnd wurde die Stube hell von dem Schimmer
des Mondes. Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager und
gedachte des Fremden und seiner Erzählungen. „Nicht die Schätze
sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt
haben, sagte er zu sich selbst; fernab liegt mir alle Habsucht: aber
die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaus-