Full text: Für Klasse 2 (neuntes Schuljahr) und die Obertertia der Studienanstalten (Teil 8, [Schülerband])

Stadtmarktes in erkennbaren Umrissen zutage: der Markt geschlossen, 
für Wagenverkehr unzugänglich, von Säulenhallen rings umgeben, mit 
Denkmälern angefüllt; der große Tempel im Hintergründe; hinter den 
Hallen allerseits andere Tempel oder öffentliche Gebäude, unter denen 
die überaus stattliche Basilika hervorragte. So belohnten bedeutende 
Ergebnisse die größern Anstrengungen. Die Königin hielt auch mit 
eignen Zuschüssen nicht zurück; den französischen Architekten Mazois, 
der in jenen Jahren sein großes, grundlegendes Werk über Pompeji 
vorbereitete, unterstützte sie mit 15000 Franks. Für die Besuche der 
hohen Herrschaften wurden schon damals bestimmte Ausgrabungen im 
voraus sorgsam vorbereitet. Noch im Herbst 1814, als schon der Kongreß 
in Wien tagte, ward der Besuch der Königin erwartet, freilich vergebens. 
Im April 1815 erschien noch der Prinz Achille mit dem mittlerweile 
bereits entthronten König von Westfalen; im Juni zog König Ferdinand 
wieder in Neapel ein. Die bourbonische Regierung setzte zunächst das 
Werk fort, und das greifbare Ereignis war die Verbindung zwischen den 
beiden Ausgrabungsgruppen an der Gräberstraße und dem Forum. 
Der hübsche Tempel der Fortuna Augusta und die Bäderanlage unweit 
des Forums, eine lebendige Illustration unserer Kunde vom antiken 
Badewesen, boten Glanzpunkte dieser Bemühungen. Aber nur allzubald 
riß der natürliche neapolitanische Schlendrian wieder ein, und Pompeji 
versank von neuem in tiefen Schlaf. 
28. Lord Elgin. 
Adolf Michaelis. 
Es liegt in der alten Stammoerwandtschaft und der geistigen Ver¬ 
anlagung begründet, daß den Italienern und den Franzosen das römische 
Altertum mit allen seinen Kulturäußerungen näher steht als das griechische. 
Während die griechische Literatur jenen Nationen lange Zeit wesentlich 
in römischer Übersetzung oder Umbildung zugänglich war und auch die 
Sprache der Kirche das Übergewicht des Lateinischen förderte, hielten 
die deutschen Schulen und Universitäten, zum Teil unter dem Einflüsse 
der protestantischen Theologie, am Studium des Griechischen fest. So 
kam es, daß, als die Zeit erfüllet war und gegen Ende des 18. Jahr¬ 
hunderts die geistige Magnetnadel immer stärker nach Griechenland als 
dem Mittelpunkte des Altertums wies, Deutschland den hervorragendsten 
Anteil an der Neugestaltung der Altertumswissenschaft im griechisch-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.