Full text: (Für das 8. und 9., resp. 10. Schuljahr) (Band 4, [Schülerband])

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verschiedensten Richtungen hin anregt, so begreifen wir, wie infolge 
jener sich durchdringenden und belebenden Gegensätze der Boden Grie¬ 
chenlands ein so jugendfrisches, hochbegabtes Volk wie die Griechen zur 
höchsten harmonischen Ausbildung aller Kräfte des Geistes und Gemütes 
erziehen konnte. 
Freilich fehlen auch beim Meere die Schattenseiten nicht. Trotz 
der hohen Vervollkommnung unserer Fahrzeuge, trotz aller Vorsichts¬ 
maßregeln und Instrumente (wie Leuchttürme und Signale, Kompaß 
u. s. w.) fordert das Meer alljährlich eine große Anzahl von Opfern 
an Menschenleben, und neben dem günstigen Einflüsse übt es auch man¬ 
chen ungünstigen auf die Anwohner aus; zwar macht der bestän¬ 
dige Umgang mit dem Meere die seefahrenden Nationen kräftig, uner¬ 
schrocken, besonnen, beweglich und freiheitsliebend, aber er bewirkt auch, 
daß ihre Jdeeu nüchtern und einförmig sind, wie das Meer, daß die 
Seefahrer mit ihrer Kraft selten Anmut und Milde verbinden, daß die 
Söhne des Oceans in ihrem Leben gleichsam den Reflex der unbestän¬ 
digen, schwankenden Wogen bewahren, welche sie seit ihrer Kindheit 
gewiegt haben, sowie endlich, daß die Freiheitsliebe nicht selten aus¬ 
artet und einerseits zu Rohheit und Ausschweifungen, andrerseits zu 
Strandräuberei oder gar Korsarentum führt. 
Aber alle diese Schattenseiten sind doch unbedeutend gegenüber dem 
vielseitigen Nutzen, welchen das Meer den Menschen bringt. Auch der 
Verkehr zu Lande fordert Opfer, und das Unwesen der Seeräuber hat 
immer nur kurze Zeit gedauert; vor allem aber läßt sich kaum denken, 
wie sich der Verlauf der Geschichte und der Kultur überhaupt geändert 
haben würde, wenn z. B. Europa nicht so günstig von der Natur be- 
anlagt gewesen wäre, daß es neben dem Landverkehr auch den Seever¬ 
kehr hätte pflegen können. Festhaltend an der Barbarei der Urzeit 
würden vielleicht seine Völker einander fremd geblieben sein, kein Aus¬ 
tausch der Ideen würde stattgefuildeu haben, und die Erde, so klein 
sie ist, würde vielleicht noch heutzutage größtenteils unbekannt und un¬ 
erforscht sein! Hoffmann. 
119. Der südliche Sternenhimmel. 
Deit wir in die heiße Zone eingetreten waren, konnten wir jede 
Nacht die Schönheit des südlichen Himmels nicht genugsam bewundern, 
welcher in dem Maße, als wir nach Süden vorrückten, neue Sternbilder 
unsern Augen entfaltete. Man hat ein wunderbares Gefühl, wenn man 
bei der Annäherung gegen den Äquator, und besonders, wenn man 
Mailänder, Deutsches Lesebuch. IV. Zs
	        
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