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I. Epische Poesie.
20. Das Wetter schweigt; er gewinnt das Land,
Und innig umfängt ihn des Kindes Hand;
21. Es blicket ihn an so lieb und hold,
Daß ihm in den Bart eine Träne rollt:
22. So gab ich der schweren Jahre Gewinn
Dicht vor dem ersehnten Ziele hin.
23. Ein Augenblick — und bettelarm. —
Doch nein! Reich bleib' ich trotz allem Harm. —
24. Ein Leben erlauscht' ich um Goldes Pracht;
Dank Herr! Du hast es doch wohl gemacht! —
(0^. Des Deutschritters Ave. (1848.)
Emanuel Geibel. Gesammelte Werke. Stuttgart.
1. „Herr Ott vom Bühl, nun drängt
die Not,
Nun zeigt, wie treu Jhr's meint!
Das Feld ist rot, und die Brüder
sind tot.
Und hinter uns rasselt der Feind.
2. Wohl klag' ich manch gebrochnen
Speer,
Manch Wappenschild zerspalten;
Doch schmerzt's um den heiligen Kelch
mich noch mehr
In meines Mantels Falten.
3. Im Schlachtfeld tranken wir alle
daraus,
Zu sühnen uns mit Gott;
Soll nun beim wüsten Siegesschmaus
Der Heid' ihn schwingen zum Spott?
4. Herr Ott, und fühlt Ihr Euch
stark und jung,
Noch einmal wendet das Roß!
Versucht mit scharfem Schwertes¬
schwung
Noch einmal zu hemmen den Troß!
5. Und haltet Ihr nur so lang
ihn auf,
Als Ihr ein Ave sagt,
So rettet ineines Hengstes Lauf
Den Kelch, um den Jhr's wagt."
6. Herrn Otts Besinnen war nicht
groß.
Sprach „Ja" und weiter nichts;
Des Meisters Roß von dannen schoß
Im Strahl des Mondenlichts.
7. Und als das Kreuz auf dem
Mantel weiß
Nicht mehr zu kennen war,
Da sauste schon auf Gäulen heiß
Heran der Litauer Schar;
8. Und als der Mantel fern im
Schwung
Nur schien wie ein fliegender Schwan,
Da sielen sie den Ritter jung
Mit grimmigen Streichen an.
9. Die krummen Schwerter blinkten
frei,
Es rasselten dumpf die Keulen,
Dazwischen ging ihr Kampfgeschrei
Wie hungriger Wölfe Heulen.
10. Herr Ott vom Bühl sprach:
„Ave, Marie!"
Und führt' einen Hieb, der traf,
Der Hauptmann flog vom Sattel aufs
Knie
Mit durchgespaltnem Schlaf.