Full text: Für Klasse IV der höheren Knabenschulen, Klasse VII der höheren Mädchenschulen (Band 5, [Schülerband])

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I 
voran. Er ist immer um sie, wacht über ihr. Die Pracht seines 
Aufgangs verscheucht die Einsamkeit der Nacht, und wenn wir 
wonnig erregt sein Erscheinen begrüßen, ist es, als ob auch er uns 
10 zuriefe: Ich will euch nicht allein lassen. Immer freundlich, immer 
behäbig strahlt er eine Fülle von Zufriedenheit und stillem Glück 
der Erde und ihren Bewohnern zu. Schon das Kind auf dem 
Arme der Mutter greift nach ihm, als ob es ihm die vollen Wangen 
streicheln wollte. Selbst die Tierwelt ist nicht unempfänglich für 
15 seine Wirkung. Ob auch die Blumen ihm ihren Kelch öffnen, ich 
weiß es nicht; die Dichter, die alles erlauschen, sagen es ihnen nach. 
Aber er ist auch wirklich, was er scheint, ein treuer Geselle der 
Erde. Keinen Eigenwillen hat er, nur um sie dreht sich sein Dasein. 
Und wie gut gezogen er ist! Immer bietet er ihr sein Gesicht, 
20 niemals seine Rückseite dar. 
2. Wie sieht nun aber die Oberfläche des Vollmonds aus? 
Schon mit bloßem Auge bemerkt man auf der vollbeleuchteten, 
weißen Scheibe dunklere Flecken, so daß sie wie gesprenkelt aussieht. 
Bekanntlich hat die Einbildungskraft des Menschen daraus ver- 
25 schiedene Gestalten abgelesen und Sagen daran geknüpft. Der 
Mann mit den Rebenbüscheln ist jedermann aus den Tagen seiner 
Kindheit eine geläufige Erinnerung. Auch die Gelehrten verfielen 
beim ersten Anblick der dunkleren Stellen in einen Irrtum. Sie 
hielten sie für Meere, und die Benennungen: das Wolkenmeer, das 
30 Regenmeer, die fülle See, die heitere See u. s. f. sind bis auf den 
heutigen Tag auf den Mondkarten stehen geblieben, obwohl man 
längst erkannt hat, daß auf dem Mond keine Meere sein können. 
3. Dagegen hat uns das Fernrohr gezeigt, daß die Mond¬ 
fläche von Bergen ganz bedeckt ist. Namentlich treten sie dann 
35 schön vor das Auge, wenn die Sonne ihnen gerade aufgeht. Man 
sieht dann nicht nur ihre Gipfel in feurigstem Glanze leuchten, 
sondern kann auch ihre dunkeln, weitgezogenen Schatten bis tief in 
das beleuchtete Land hinein verfolgen. Gerade hieran erhielt man 
ein untrügliches Mittel, die Höhe der Berge fast bis auf das 
40 Meter hinaus zu berechnen. So kommt es, daß wir die Höhe der 
Mondberge viel genauer wissen als die Höhe des Himalaya und 
anderer unzugänglicher Erdgebirge. Die Mondberge sind meist nach 
bekannten Astronomen benannt. So liegt am rechten Rande des
	        
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