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Geographisches.
hinein gestattet die Westkuppe. Nach kurzem Gange über den Rücken ist
sie erreicht.
Wir schauen nach Westen in die Bilder regen Lebens und lachender
Gegenwart hinein. Dörfer und Städte, überall eingestreut in die Land—
schaft, ragen heiter mit ihren roten Dächern und Giebeln aus allen
Schattierungen des Grün hervor. Die Türme der Hauptstadt leuchten im
Schein der untergehenden Sonne. Die Wand des Köpenicker Schlosses
schimmert zwischen den Pappeln hindurch; Fabrikschornsteine begleiten den
Lauf des Flusses, und hoch über den weißen Segeln der Kähne, die ge—
räuschlos stromabwärts ziehen, steht bewegungslos die schwarze Wolke der
Schlote und Essen. Leben überall, kein Fuß breit Landes, der nicht die
Pflege der Menschenhand verriete.
Wir wenden uns und blicken in die östliche Landschaft hinein.
Welch ein Gegensatzl Die Spree zur Linken durchzieht den Müggelsee,
die Dahme zur Rechten buchtet sich immer weiter und breiter landeinwärts
und schafft Inseln und Halbinseln, soweit das Auge reicht. Auf Quadrat—
meilen hin nur Wasser und Wald, nicht Stadt noch Dorf, nicht Weg noch
Steg, keine Fahrstraße sichtbar, als See und Fluß, die ihr verwirrendes
Netz durch die weiten Waldreviere ziehen. Eine Fischmöve schwebt satt und
langsam über dem Müggelsee.
Die letzten Strahlen der Abendsonne grüßen abschiednehmend vom
Westen her, und die Betglocke aus einem nahen Dorfe mahnt zur Heimkehr.
Nach Fontane.
10. Ein Ausflug nach Potsdam.
Wer als Fremder in Berlin sich müde gelaufen in der endlosen Reihe
seiner belebten Straßen, wer sich satt gesehen hat an der Pracht und dem
Glanz seiner Läden und Schaufenster, für den ist es eine Erholung, der
ruhigen Havelstadt Potsdam, der Sommerresidenz unseres Kaisers, einen
Besuch abzustatten. Sie ist eine Perle unseres markischen Landes mit ihrem
Kranze bewaldeter Höhen, grüner Gärten und weiter Seen, mit ihren
Turmen und Schlössern. Fast sechzigmal an einem Tage fahren Eisen⸗
bahnzüge in kurzer Zeit von Berlin hierher, und Tausende von Fremden
benuhen an schönen Sonntagen im Sommer diese Gelegenheit, um alle
Herrlichkeiten zu sehen, die Natur und Kunst hier in reicher Fülle für Herz
und Geist gespendet haben.
a. Bon Wannsee nach der Bsaueninsel und Nikolskoe.
So schicken wir uns zu einem Besuche Potsdams an. Aber wir fahren
auf der Eifenbahn nur bis Station Wannsee. Vor uns liegt die große
Flache des Wannsees und an seinen Ufern prächtige Landhäuser, aus dem
dichten Grün herrlicher Gärten hervorschauend. Ein Dampfschiff nimmt uns
auf und trägt uns schnell über den Spiegel des Sees, den Ruder⸗ und
Segelboote beleben. Wir steuern dem Havelflusse zu, von dem der See