Full text: Deutsches Lesebuch für die mittlere und obere Stufe der ein- und zweiklassigen Volksschule, wie einfacher Schulverhältnisse überhaupt (Teil 2, [Schülerband])

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13. Die Havel. 14. Die Spree. 
13. Die Havel. 
Am rechten Ufer der Havel liegt Potsdam. Ehedem war es ein 
wendisches Fischerdorf, heute ist es eine bevölkerte Stadt und zweite 
Residenz der Könige von Preußen, umgeben mit prinzlichen und könig¬ 
lichen Schlössern, Palästen und Gärten. Auf der Anhöhe vor dem 
Brandenburger Thore liegt das berühmte Königsschloß Sanssouci 
(spr. Sangsußi), von Friedrich dem Großen erbaut und von ihm 
wie seinen Nachfolgern gern bewohnt. Durch viele Seeen fließt die 
Havel in großen Krümmungen weiter nach Westen und an der alten 
Stadt Brandenburg vorüber. Diese hat dem Lande den Namen 
gegeben und war einst die Hauptstadt. Zur Abkürzung der Schiffahrt 
ist vom Plaueschen See ein Kanal in die Elbe geführt, weil die 
Havel selbst erst weiter nördlich in die Elbe mündet. 
14. Die Spree. 
kleben der Havel ist die Spree der wichtigste Fluß der Provinz. Sie 
ist die Wasserstraße, welche die Hauptstadt mit Oder und Elbe, Ost- und 
Nordsee verbindet. Ihre Quellen liegen im Lausitzer Gebirge an den 
Grenzen des Böhmerlandes. Von da nimmt sie ihren Weg zuerst durch 
einen Teil des Königreiches Sachsen, bei Bautzen vorüber, wo am 21. Mai 
1813 von den Preußen und Russen heldenmütig gegen Napoleon 
gekämpft wurde. In der Niederlausitz fließt sie durch eine der merkwür¬ 
digsten Gegenden der Mark, den Spreewald, in dessen Mitte die Stadt 
Lübben liegt. Dort hat sie so wenig Fall, daß sie nirgends einen entschie¬ 
denen Abfluß nehmen kann. Sie löst sich daher in zahllose Kanäle auf, welche 
unmerklich durch die Niederung schleichen und diese in einJnselland verwandeln- 
In älterer Zeit befand sich hier ein undurchdringlicher Bruchwald, den die 
Wenden und Sorben zu ihrem Zufluchtsorte erwählten, als sie vor den 
Deutschen nach Osten hin zurückweichen mußten. Die Nachkommen derselben 
wohnen noch heute im Spreewalde und haben die Sprache und Sitten ihrer 
Väter bewahrt. Viel Wald ist ausgerodet und in Wiese und Ackerland ver¬ 
wandelt, und auch hier hat Friedrich der Große keine Kosten gespart. So 
ist der Spreewald jetzt ein anmutiges Jnselland, auf welchem Gärten, 
Wiesen und Äcker mit reichen Laubwäldern wechseln, in denen Eichen, Buchen, 
Ulmen, Eschen, Linden und Erlen fröhlich neben einander wachsen, während 
an den Flußarmen Mühlen klappern und freundliche Wohnhäuser stehen. 
Alles, was anderswo zu Fuße, zu Pferde und Wagen abgemacht wird, 
verrichtet man dort in Kähnen. Die Flußarme und Gräben vertreten die 
Stelle der Wege. 
Der Müllroser Kanal ist von dem großen Kurfürsten angelegt und 
heißt darum auch Friedrich-Wilhelms-Kanal. Er verbindet die Spree 
mit der Oder und stellt so eine ununterbrochene Wasierstraße von der Elbe 
bis zur Weichsel her. Denn aus der Elbe gelangt man in die Havel und 
Spree und aus dieser durch den genannten Kanal in die Oder, Warthe 
und Netze und mittels des Bromberger Kanals in die Weichsel.
	        
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