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270. Das o'>old. 
Das Gold hat wegen seiner vorzüglichen Eigenschaften bereits seit 
den ältesten Zeiten die Anfmerksamkeit der Menschen ans sich gezogen. 
Schon Abraham war reich an Gold und Silber. Salomon ließ die 
meisten Gefäße, die zum Tempeldienst bestimmt waren, aus Gold machen 
und das Innere des Tempels fast ganz mit Gold überziehen. 
Es gilt als das schönste und edelste Metall, weil es weder rostet, 
noch schwarz wird und kein Schmutz dauernd an ihm haftet oder gar 
in dasselbe eindringt. Kupfer und Eisen überziehen sich sehr leicht und 
schnell mit einer Kruste von Rost und Grünspan; Gold aber ist stand¬ 
haft gegen alle fremden Einflüsse in der Natur; denn mag es Jahre lang 
in der Luft, im Wafser oder im Schmutze liegen, es ändert sich nicht, 
verliert weder die Farbe, noch den Glanz, noch den Wert. 
Das Gold ist sehr schwer, ungefähr 19 mal fo schwer als eine 
gleiche Menge Wasser. Es ist weicher als Silber und läßt sich mit dem 
Messer schneiden. Will man es zu Münzen oder Schmucksachen ge¬ 
brauchen, so vermischt man es mit Kupfer oder Silber, damit es härter 
wird und nicht so leicht abschleißt. Gold ist auch sehr dehnbar: es läßt 
sich zu den feinsten Fäden ziehen und in unendlich dünne Blättchen 
schlagen. Damit werden Gegenstände von geringerem Metalle z. B. von 
Silber und Kupfer sehr häufig überzogen und sehen dann aus, als wären 
sie aus reinem Golde verfertigt. Mit einem Zehnmarkstücke, das doch 
kleiner ist als ein Zweipfenniger, könnte man einen Reiter samt dem 
Pferde übergolden. 
Man findet das Gold in feinen Körnlein, mitunter auch in Klümp¬ 
chen, ja manchmal in großen Klumpen; das ist aber selten. So liegt 
es zumeist im Sande der Flüsse und wird mühsam aus demselben heraus¬ 
gewaschen; es heißt dann Waschgold. Auch in den deutschen Flüssen 
hat man früher Gold gesucht; es war aber niemals viel darin. Das 
meiste Gold wird im Uralgebirge, in Ostindien und ganz besonders in 
Australien und in Nordamerika gefunden. In dem amerikanischen Staate 
Kalifornien entdeckte man vor 40 Jahren beim Anlegen einer Wasser¬ 
mühle einen solchen Reichtum an Gold, daß ein fleißiger Sammler in 
acht Tagen ein reicher Mann werden konnte. Kanin hatte man aber 
Nachricht davon erhalten, fo strömten auch schon von allen Seiten 
Menschen herbei, selbst aus Europa. Jeder wollte in kurzer Zeit und 
ohne Anstrengung reich werden. Eine Zeitlang ging das Sammeln 
ohne Störung von statten; als aber die Zahl der Goldgierigen mit jedem 
Tage wuchs, entstand bald Streit und Zank um die besten Plätze, und 
mancher hat dort statt Gold den Tod gefunden. 
Wer nun meint, daß die Leute in den Goldländern reicher und 
glücklicher sein müßten als andere, der irrt sich. Denn einmal ist dort 
alles, was zum Lebensunterhalte gehört, sehr teuer; dann aber ist der 
Gewinn sehr unsicher, da nach langer, mühsamer Arbeit oft gar kein 
Gold gefunden wird. Und zuletzt macht doch auch der Besitz des Goldes 
nicht glücklich, sondern ein gutes Gewissen und ein zufriedener Sinn, 
der den Goldsuchern nur zu oft fehlt.
	        
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