Full text: [Theil 1, [Schülerband]] (Theil 1, [Schülerband])

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alles zu bezwingen glaubt. Wie die Geschichte zeigt, führen allzu 
große Hitze und allzu große Kälte infolge der Unregelmäßigkeit und 
der damit Hand in Hand gehenden Armut und Unwissenheit zu Lastern, 
— in dem einen Falle zum Müßiggang, in dem andern Falle zum 
Trünke. 
Einen nicht unwesentlichen Einfluß auf des Menschen Entwicklung 
hat die ihn umgebende Natur, die Pflanzen- und Thierwelt des Landes, 
welches er bewohnt. So läßt sich die tiefe Stufe, auf welcher der 
Australier steht, ganz leicht aus der äußerst beschränkten Anzahl der 
Nutzpflanzen und Nutzthiere begreifen, welche ihm von der Natur zur 
Verfügung gestellt waren. Er wäre gewiß weiter fortgeschritten, wenn 
er einerseits nicht auf so arme Jnselchen verschlagen worden wäre, 
andererseits ihm säbare Nutzpflanzen und größere stärkere Nutzthiere zu 
Gebote gestanden hätten. Und gewiß wäre auch der Amerikaner nicht 
Jäger und Fischer geblieben, wenn ihm von der Natur eine größere 
Anzahl von Nutzpflanzen und irgend ein größeres zähmbares Thier zur 
Verfügung gestellt worden wären. 
Außer dem nun dem Aussterben zueilenden Australier gibt es 
wol kaum eine Menschenrasse, die auf einer so tiefen Stufe der Ent¬ 
wicklung stände, daß man sie, falls sie keine Sprache hätte, kaum vom 
Thier unterscheiden könnte. Die Bedürfnisse des Australiers sind rein 
thierischer Natur. Seine Wohnung ist von den Lagerstätten der Thiere, 
den Nestern der Vögel wenig verschieden. Er baut weder Nutzpflanzen, 
noch sammelt er irgend welche Vorräthe ein. Er jagt und fischt mit 
den einfachsten Werkzeugen, sobald ihn der Hunger quält; ist dieser 
befriedigt, so hat die Arbeit auch ihr Ende. Außer der Zuneigung zu 
den Kindern und zum Weibe, welche allen Thieren gemein ist, finden 
sich bei ihm wenige Anfänge irgend eines Familienlebens vor. 
Auf einer bedeutend höheren Stufe stehn die Fischer- und Jäger¬ 
völker Amerikas und Nordasiens. Die Wohnung wird meistens der 
Art aufgebaut, daß sie dem Sturm und Regen trotz bieten und gegen 
dieselben hinreichend Schutz gewährt. Man richtet sie wohnlich ein und 
verbirgt darin seine Geräthschaften. Da man nicht nur auf die Nütz¬ 
lichkeit, sondern auch auf die Schönheit bedacht ist, so wird die Wohnung 
in verschiedenartiger Weise geziert. 
Schon auf dieser Stufe offenbart eine Arbeit ihren veredelnden 
Einfluß. Sie stählt den Menschen und gibt ihm ein gewisses Selbst¬ 
vertrauen. 
Auf einer höheren Stufe der Entwicklung stehn die verschiedenen 
Nomadenvölker^. Jägerei und Fischerei sind ein unsicheres Gewerbe. 
Sie reiben des Menschen Kraft auf, ohne ihm immer ausgibige Nahrung 
zu bringen. Sie machen ihn wild und trotzig; nicht nur das Wild, 
welches er verfolgt, sondern alle seine Mitmenschen, die unmittelbar den 
Ertrag seiner Jagd schmälern, sind seine Feinde. Anders der Nomade. 
Dieser hat das Thier eingefangen, durch sanfte Behandlung an sick- 
gewöhnt und gezähmt. Dieses Thier treibt er auf die besten Weiden, 
*) Nomadenvölker, Hirten- oder Wandervölker.
	        
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