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Das ist das einsame Jägerhaus in der Kaiserklause. Jetzt aber
herrscht der tiefe Winter dort. Zwischen den Zweigen der Tannen
liegt das Eis, der letzte grüne Halm ist erstarrt, der Vogel duckt sich zu—
unterst in das Geäste. Über die pfadlosen Wege schreitet der Hirsch
und nagt an den braunen, saftlosen Rinden; seine Glieder zittern, in
den forschenden Augen steht eine Träne, als wollt' er in stummer Hilf—
losigkeit die Natur verklagen. Immer gewaltiger, immer dichter fällt
der Schnee, alles, was noch lebt, lebendig begrabend; so unerschöpflich,
so grauenhaft sind die Massen, die sich langsam niedersenken. Unsichtbar
und ungehört ringt jetzt ein tausendfaches Leben den Kampf ums
Dasein. Millionen Keime erwachen niemals wieder. Unerbittlich
schleicht das Raubtier um diese Zeit durch die Wälder; kein Laut, nur
die Spur im Schnee, durch den es die Beute schleift, verrät seine List,
und wo ein Tier vor Hunger starb, kreisen die Sperber über seiner
Leiche. Der Wind saust des Nachts durch den Wald und schmettert
Tausende von Stämmen zu Boden, daß es klingt wie ein fernes
Schlachtgetümmel; man hört stundenweit das stöhnende Gekrach; dann
wird es wieder stumm — und ringsum die alte Grabesstille.
Wir treten über die steinerne Schwelle des Forsthauses, die vom
Eise starrt, und freudig winselnd grüßt uns der braune Sühnerhund.
Wenn wir die Stubentüre öffnen, dann strömt uns die warme Luft ent—
gegen. In einem Forsthaus darf man nicht frieren und darum glüht uns
der ungeheure, grüne Ofen so trotzig an, als wollte er allein den Kampf
mit dem Winter bestehen. Hinter der Tür hängt der Wettermantel
des Försters; eine breite Bank läuft rings um die Wand und
schnarchend liegt dort der Jägerbursch um von den Mühen seines
Fanges zu ruhen. Auf der Strohdecke am Voden aber kauert der
Dachshund und träumt von seinen Heldentaten, von hohem Gestrüpp
und vom Dunkel der Fuchshöhlen, aus dem ihm zwei zornige Augen
und spitzige Zähne entgegendrohen. Man sieht, wie ihn der Traum
erregt, wie er die Lippen emporzieht und das Gebiß zeigt. Neben ihm
liegt sein treuer Gefährte, ein Jagdhund von hohem Wuchse und
mächtiger Gestalt; der hat den Kopf sinnend auf die Pfoten gelegt und
blickt uns mit treuen, forschenden Augen an.
Das Tagewerk des stillen Försterhauses im Winter ist eintönig
und karg. Nur ausnahmsweise, wenn die Massen von Schnee hart
gefroren sind, daß sie die stärksten Lasten tragen, findet der Jäger über
sie den Pfad und dringt bis an die Futterstätten vor, die an den gedeck—
testen Plätzen des Waldes liegen und wohin die scheuen Rudel gezogen
kommen, wenn ihnen der Jäger den Hafer oder andere Nahrung
aufschüttet.
Auch die Holzarbeit wird im Winter betrieben, nicht das Fällen