Full text: Für die Mittel- und Oberstufe evangelischer Schulen (Teil 2, [Schülerband])

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Zu seinen Füßen liegt der klare Spiegel des Ostritzsees. Über 
seine vielfach gebuchtete, weite Fläche ragen die bewaldeten steilen 
Ufer nah und fern empor. Nach Süden begrenzen die Schöneberger 
Berge dunkel und ernst das großartige Bild, während der Brodnosee 
nach Norden eine weite, nicht weniger erhabene Fernsicht bietet. 
Nach Westen vertieft sich der Blick in Schluchten. Zahlreiche 
Ortschaften und Abbauten, die zerstreut an den Bergesabhängen 
liegen, beleben mit ihren Äckern und Wiesen das schöne Bild. 
Kurz vor dem Turmberge steigt der Weg steil an. Überall sieht 
man Steine. Diese sind so häufig, daß man sie an Stelle von Zäunen 
verwendet und zu Grenzscheiden aufgehäuft hat, die sich weit durch 
die Felder hinziehen. 
Der Turmberg und seine Umgebung besteht aus Sand, der mit 
Steinen vermischt ist, während die niedrigeren Berge mit einer Lehm¬ 
schicht bedeckt sind. Er ist oben abgeplattet und trägt einen mäch¬ 
tigen, weit ins Land schauenden Feuerturm als Denkmal für den 
ersten Kanzler des neuen Deutschen Reiches. Auf stolzer Höhe ist 
er ein Wahrzeichen unsers Deutschtums in der Ostmark und soll den 
spätesten Geschlechtern verkündigen: „Alles rings ist deutsches 
Land. Nach J. Schumann. (Geologische Wanderungen durch Altpreußen.) 
180. Aus der Weichsel von Thorn nach Danzig. 
Mit berechtigtem Stolze preist jeder Deutsche den Rhein als 
den herrlichsten Strom unsers Vaterlandes. Allerorten hört man 
die Schönheit seiner Ufer in Wort und Sang rühmen. Wie selten 
wird dagegen des grünen, sagenumwobenen Weichselstrandes ge¬ 
dacht! Und doch verdient unsers Reiches Oststrom mehr genannt 
und gekannt zu werden. In seinen gesegneten Gauen begegnen 
wir auf Schritt und Tritt blühendem Wohlstände, durch deutsche 
Tüchtigkeit und deutschen Fleiß geschaffen, und in dem geborstenen 
Gemäuer altersgrauer Burgen raunt und flüstert es geheimnisvoll 
aus den Tagen einer glanzvollen Ritterzeit. 
Einer freundlichen Einladung folgend, besteigen wir bei Thorn 
einen jener flinken Dampfer, die der Strombauoerwalkung zur Be¬ 
reisung der Weichsel dienen.' Bevor der Bootsmann den Anker lichtet, 
werfen wir noch einen Blick auf den Ort, dessen starke Mauern und 
massige Türme daran erinnern, daß wir uns auf historischem Boden 
befinden. Thorn war die erste Feste und Stadt, die der Deutsche 
Ritterorden im Preustenlande erbaute. Unter der Fürsorge der
	        
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