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und die Heimkehr der Krieger dar. Das Denkmal wurde aur 28. Sep¬
tember 1883 in Gegenwart Kaiser Wilhelms I., vieler deutscher Fürsten
und zahlreicher andrer Mitkämpfer aus dem großen Kriege enthüllt.
An schönen Tagen weilt hier oben eine Menge von Wanderern.
Ruhesitze bieten dem Beschauer Gelegenheit zu gründlicher Betrach¬
tung. Wenn man nun die Blicke hinausschweifen läßt in der Rich¬
tung, nach der die stolze Germania droben sich wendet, so entfacht die
Rundschall eine noch größere Begeisterung in unserm Herzen; denn
kaum ein zweiter Punkt am Rheine gewährt ein so umfassendes und
zugleich vielseitiges Rundbild. Tief unter uns liegt der schöne Strom
noch breit und ruhig; aber schon sieht man zur Rechten ihn sich
verengen und dem Bergspalte am Mäuseturm zueilen. Aufwärts
verfolgen wir bis nahe zur Stadt Mainz den Lauf des Flusses.
Vielfach blinkt sein klarer Spiegel aus verschiedenen Fernen herauf.
Anmutig liegeil die grünen Auen in seiner Flut gebettet, und
selbst die Fahrzeuge sind noch, wenn auch in winzigen Formen, er¬
kennbar. Und rings um diese belebende Flußader herum liegt die
fruchtbare Ebene, reich an Dörfern und bebaut wie ein Earteil.
Karl Kailbach. (Bilder vom Rhein.)
192. Der Lölner Dom.
Deutschlands herrlichstes Bauwerk ist der Cölner Dom. Wie
ein Herrscher überragt er die Stadt. Riesig sind die Ausdeh¬
nungen dieses gewaltigen Denkmals deutscher Kunst und deutschen
Glaubens, izZ Meter mißt der Bau in seiner Länge, 6i Meter
in der Breite (im Ouerschiff 86), ein halbes Kilometer im Um¬
fange. Mit seinem Flächeninhalt übertrifft er die großen Dome
zu Ulm, Speyer und Straßburg, und mit seinen Türmen (156 Meter)
überragte er bis vor einigen Jahren alle Bauwerke der Welt.
Erbaut ist er aus grauem, am Drachens eis gebrochenem Sandsteine.
Den ungeheuern Ausdehnungen des Domes entspricht die Bauzeit;
verflossen doch von der Grundsteinlegung im Jahre 1248 bis zu
seiner Einweihung 632 Jahre! Freilich muß gleich hinzugefügt
werden, daß die Arbeit jahrhundertelang gänzlich geruht hat.
Meister Gerhard von Rile ist der Name des Mannes, der im
Aufträge des Cölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden den
kühnen Plan zu dem gewaltigen Werk entwarf. Doch er und noch
zwei andre Dombaumeister starben dahin, bevor der erste Teil
des Gotteshauses, das Chor, fertiggestellt wurde. Bald durchdrang