Full text: [Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Mutter unser neun; du kostct's jeden Tag. Die Miete ist auch füllig, und der 
Kaufmann macht ein böses Gesicht, wenn immer mehr geborgt wird. Ich 
hab's ja probiert, habe gebettelt um Arbeit. Na, du weißt ja selbst, wie das 
geht. Leg beim Förster ein gutes Wort ein." Gern sagte Schwarz das zu. 
Sehr ernst kam er am andern Tag aus dem Walde; Bertold saß schon am 
Ofen und wartete. „Ich habe heute mit dem Förster gesprochen. Er meinte, 
bis Sonnabend über acht Tage Hütte er nur noch Arbeit für uns; mehr Holz 
würde nicht eingeschlagen, und für die paar Tage könnte er unmöglich noch 
neue Leute einstellen." Mit kurzem Dankeswort ging Bertold. „Mag's Gott 
wenden!" klagte Mutter Schwarz, „daun hört das bißchen Verdienst bei dir 
auch auf." — „Mutter, das ist das Härteste: arbeiten wollen, arbeiten 
können und doch nicht arbeiten dürfen!" 
So saß denn auch Schwarz untätig daheim. Wie zählte er die Wochen! 
Als er dann eines Nachmittags nach der Fabrik gegangen war, um nachzu¬ 
sehen, wie weit der Neubau gediehen sei, kam er fröhlich wieder. „Mutter, ich 
war mal drunten; den Herrn habe ich auch gesprochen. ,Schwarz, wie geht's?^ 
hat er gefragt. -Schlecht^, habe ich gesagt, ,mit dem Holzmacheu war's 
nichts mehr, und das Nichtstun ist ein saures Geschäft; die Gießerei ist 
mir lieber!‘ ,Recht so, Schwarz/ hat er geantwortet, ,die längste Zeit 
hat's nun gedauert, und morgen über acht Tage fangen wir wieder an/" 
Ernst Löber. (Origiiialarlikel.) 
67. Als ich das erstemal auf dem Dampfwagen saß. 
1. Als ich schon hübsch zu Fuß war, wollte mich mein Pate einmal mit- 
ilehmen zur Wallfahrtskirche nach Mariaschutz am Semmering. „Meinetwegen," 
sagte mein Vater, „da kann der Bub' gleich die neue Eisenbahn sehen, die 
sie über den Semmering jetzt gebaut haben. Das Loch durch den Berg soll 
schon fertig sein." — „Behüt' uns der Herr," rief der Pate, „daß wir das 
Teufelszeug anschaun; 's ist alles Blendwerk, 's ist alles nicht wahr!" 
Wir machten uns auf den Weg und gingen über das Stnhleckgebirge. 
Als wir von dem hohen Berge hinabschanteil in den Spitalerboden, sahen wir 
einer scharfelt Linie entlang einen braunen Wurm kriechen und darüber ein 
Rauchwölklein schweben. „Das ist schon was!" schrie mein Pate, „spring, 
Bub'!" — Und wir liefen die entgegengesetzte Seite des Berges hinunter. 
Gegen Abend kanien wir in die Niederung; doch entweder war der Pate 
hier nicht recht wegkundig, oder es hatte ihn die Neugierde, die ihm zu¬ 
weilen arg zusetzte, überlistet; .— anstatt in Mariaschutz zu sein, standen 
wir vor einem ungeheuern Schutthaufeil, mld dahinter war ein kohlfiusteres 
Loch in den Berg hinein. Das war so groß, daß darin ein Haus hätte
	        
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