unten hämmerten sie tapfer an den Sensen, denn es war vor dem ersten
Heumachen. Hier und dort sah man sie auch vor den Haustüren sitzen in
Hemdärmeln, und was die Alten waren, die schnitten einige neue Zähne
in die alten Rechen. Alles rüstete. Die Frauen drinnen aber kochten die
Abendsuppe. Man sah es am Rauch, der in bläulichen Säulen aufstieg am
Hegewald in die Höhe. Dort drüben im Felde schlug der Schäfer schon
seine Hürden auf, um die Herde einzutreiben. Die Bergesschatten lagen
ganz über dem Talgrund her.
2. Hier oben auf der kleinen Anhöhe aber glänzten noch die letzten
Sonnenstrahlen, und da stand zwischen wilden Rosen und Schwarzdornen
der kleine Christoph und sah die ganze Herrlichkeit mit an. Seine Gänse
mußte er nun wohl bald eintreiben; noch aber gingen sie dicht unter ihm
im Anger, und er schaute mit seinen großen, blauen Augen in die Weite.
Auf seinem Kopf saß eine seltsame Kappe, ohne Farbe und ohne Schirm,
sein weißes Flachshaar schaute lang darunter hervor. Aus seiner Jacke, die
ihm viel zu groß war, guckte am Hals ein richtiger Hemdkragen hervor, und
alles war heil. Aber die kurzen, linnenen Hosen, daraus seine bloßen Füße
schauten, konnten von Dornen und Brombeerranken nachsagen. Eine
Stange und daran ein rotes Fähnlein lag neben ihm, und ein leeres Brot—
beutelein von Leinwand hing ihm an der Seite. Alter als neun Jahre
konnte er nicht sein. Seine Augen gingen drüben zum Walde, wo eben
der Mühlenwagen fuhr, und das leise Knarren scholl bis hier herauf. Sie
blickten zum kleinen Kirchturm; da loderte oben am Kreuz auch noch ein
Sonnenstrahl als ein Lichtlein überm Dorfe. Jetzt schaute Christoph der
Sonne ins Gesicht, jetzt sank sie unter. Im Dorfe war es still geworden.
Aus dem Walde nur meldete sich eine Drossel, aus dem Feld eine Wachtel,
und von der Herde, die jetzt in der Hürde lag, klangen leise die Glocken.
3. Christoph stand regungslos. Seine Gänse verhielten sich still und
hatten den Heimweg allgemach angetreten. Jetzt warf er seinen Brot—
beutel über dem Rücken zurecht und faßte nach der Fahne. Da besann
er sich eines andern. Er blickte sich um, ob jemand in der Nähe sei; dann
nahm er seine Mütze vom Kopfe und faltete seine Hände, hob seine treu—
herzigen Augen himmelwärts und sprach:
„Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ,
weil es nun Abend worden ist;
dein göttlich Wort, das helle Vicht,
laß ja bei uns auslöschen nicht!“
So betete er. Lange stand er noch barhaupt, und seine Augen blickten
sehnsüchtig zu den Sternen und wieder zur Erde. Jetzt fingen sie drüben