— 49—
29. Kunftiger Frühling.
Uhland.)
Wohl blühet jedem Jahre
sein Frühling mild und licht;
auch jener große, klare,
getrost! er fehlt dir nicht.
Er ist dir noch beschieden
am Ziele deiner Bahn;
du ahnest ihn hienieden,
und droben bricht er an.
5
30. Hoffnung.
Geibel)
Und dräut der Winter noch so sehr Da wacht die Erde grünend auf,
mit trotzigen Gebärden, weiß nicht, wie ihr geschehen,
und streut er Eis und Schnee umher, und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
es muß doch Frühling werden. und möchte vor Lust vergehen.
Und drängen die Nebel noch so dicht Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
sich vor den Blick der Sonne, und schmückt sich mit Rosen und Ahren
sie wecket doch mit ihrem Licht und läßt die Brünnlein rieseln klar, 15
einmal die Welt zur Wonne. als wären es Freudenzähren.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht! Drum still! Und wie es
mir soll darob nicht bangen. o Herz, gieb dich zufrieden!
Auf leisen Sohlen über Nacht Es ist ein großer Maientag
kommt doch der Lenz gegangen. der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll' auf Erden;
nur unverzagt auf Gott vertraut!
es muß doch Frühling werden.
2*
31. Die Frösche.
Goethe.)
2
3
Ein großer Teich war zugefroren;
die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
durften nicht ferner quaken noch springen,
versprachen sich aber im halben Traum,
fänden sie nur da oben Raum,
IEIII—
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
nun ruderten sie und landeten stolz
und saßen am Ufer weit und breit 30
und quakten wie vor alter Zeit.
32. Wanderlust.
Geibel.)
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
GHerr Vater! Frau Mutter! daß Gott euch behüt'!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht.
Es giebt so manche Straße, da nimmer ich marschiert,
es giebt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.
Sabriel n. Subprian, Lesebuch M.
35
40