Full text: Ein deutscher Bürger des sechzehnten Jahrhunderts

unsern Pferden sein. Sie hielten nicht den richtigen Zahr- 
weg ein, sondern gingen in die Richte J) und bildeten eine 
ansehnliche Strafte, viermal breiter als die Landstraße- rocs 
ihnen hinderlich war, mutzte roeichen; die Zäune wurden 
niedergerissen, die Gräben zugeworfen, ctls wir einmal 
am spanischen Haufen in die Enge kamen, so daß Georg 
von töeöells wildes Pferd nicht weit genug von den Lands¬ 
knechten bleiben, die Spanier auch nicht weichen konnten 
oder wollten, ward der Gaul gar ungehalten. Da fluchte 
der von wedell: „Daß dich die Zranzosen2) befallen möchten, 
alter Lösewicht!" Darauf der Spanier: „Mein gnädiger 
Herr, ich bin kein Zranzose, ich bin ein Spanier." Denn die 
Spanier lassen sich bedünken, daß sie viel edler seien als 
die Zranzosen. 
b) Geschichten vom Herzog Friedrich von 
L i e g n i tz b). 
... Zu Nürnberg, wo ich des Anschlusses an Georg 
von wedell nicht mehr bedurfte, ritt ich in ein Wirtshaus, 
in dem der Herzog von Liegnitz Herberge genommen hatte. 
Die Kaiserliche Majestät kam auch mit großem Gefolge 
heran und blieb.bis gegen 1. September in Nürnberg. 
Der Herzog von Liegnitz, der von seines Vaters wegen 
beim Kaiser ein Ansuchen hatte, lag beständig dem Saufen 
ob und war stets voll, und damit er dazu in Nürnberg 
Gesellschaft haben möchte — denn die ihm beigeordneten 
Räte wollten ihm bei seinem herumschwärmen keine Gesell¬ 
schaft leisten —, hatte er gern des Markgrafen Johannes 
Hofleute bei sich, die denn mit ihm in schmählicher weise 
soffen, stls sie einst ganz bezecht waren, ließen der Herzog 
und sechs Markgräfliche sich den rechten Ärmel von Wams 
und Hemde schneiden, so daß der strm ganz nackt war; 
dann nestelten sie sich die Hosen auf, zogen das Hemd zwischen 
') v. H. sie gingen geradeaus ohne Rücksicht auf die Windungen 
der Straße. 
2) volkstümliche Bezeichnung für die Syphylis. 
3) Herzog Friedrich III., ein sittenloser und dem Trunke er¬ 
gebener Sürst, der, nachdem er 1547 seinem Vater gefolgt war, 
1551 entsetzt, 1557 wieder eingesetzt, aber von 1559 ab bis an seinen 
Tod gefangen gehalten wurde. 
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