und Treiben der Menschen.
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3. Höret, was ich euch will sagen!
die Glocke hat zwölf geschlagen.
Und wo noch in der Mitternacht
ein Herz in Leid und Kummer
wacht:
Gott geb' dir eine sanfte Stund'
und mach' dich wiederum gesund!
4. Höret, was ich euch will sagen!
die Glocke hat eins geschlagen.
Und wo nach Satans Rat und
List
ein Dieb auf dunkeln Pfaden ist,
— ich will's nicht hoffen, doch
geschieht's —:
geh heim! der Richter droben
sieht's.
5. Höret, was ich euch ivill sagen!
die Glocke hat zwei geschlagen.
Und wem schon wieder, eh's noch
tagt,
die schwere Sorg' am Herzen nagt:
du armer Tropf, dein Schlaf
ist hin.
Gott sorgt; schlag dir sie aus
dem Sinn!
0. Höret, was ich euch will sagen!
die Glocke hat drei geschlagen.
Die Morgenstund' an: Himmel
schwebt;
und wer den neuen Tag erlebt,
dank' Gott und fasse frohen Mut
und geh' ans Werk und — halt
dich gut!
Hebel, übers, v. Schneider.
166. (51.) Nachtwächter Thomas.
Nachtwächter Thomas, als er Alters halber seinen Dienst aufgeben
mutzte, bat sich's vom Bürgermeister als eine besondere Gnade aus, das;
er fortan wenigstens die Stadtuhr aufziehen dürfe. Es sei, sagte er,
ein ganz eigenes Verdienst, den Leuten zu zeigen, woran sie sind. Das
wurde ihm denn gestattet, und er zog fleißig nach dem Kirchgänge
die Uhr auf und stellte sie.
Es dauerte aber nicht volle vier Wochen, als Thomas den Bürger¬
meister bat, er möchte ihm den Dienst, den verdrießlichen, ivieder ab¬
nehmen. Man könne es, sagte er, den Leuten nimmermehr recht machen.
„Wenn ich auch/ fuhr er fort, „die Stadtuhr genau nach Gottes Weltuhr
richte, so sagen doch die einen, sie gehe zu spät, die andern, sie gehe zu
früh; zu spät z. B. sagen die faulen Schüler, zu früh die kargen
Gewerksmeister. Und so/ schloß er, „mag's ihnen der Teufel recht
machen, ich nicht!"
Hierauf versetzte der Bürgermeister: „Ich will Euch einen guten
Rat geben, wie Ihr alle Teile zufriedenstellen mögt. Beklagen sich
die Gewerksmeister, daß die Uhr zu früh gehe, so sagt nur recht freund¬
lich: Ich will mir alle Mühe geben und dafür sorgen, daß die Uhr-
ganz richtig zeige; und beklagen sich die Schüler, so saget desgleichen:
Liebe Kinder, ich will allen Fleiß anwenden, die Uhr so zu stellen, daß
sie ganz genau zeigt. — Lasset aber/ fuhr der Bürgermeister fort, „bei