Full text: Deutscher Kinderfreund

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VI. Bilder aus der Erdkunde, 
3. Du flohst auf den Rhein, in den Jnselturm, 
doch hinter dir rauschte der Mäusesturm; 
du schlossest den Turm mit eherner Tür, 
sie nagten den Stein und drangen Herfür. 
4. Sie fraßen die Speise, die Lagerstatt, 
sie fraßen den Tisch dir und wurden nicht satt; 
sie fraßen dich selber zu aller Graus 
und nagten den Namen dein überall aus. 
8. Fern rudern die Schiffer um Mitternacht, 
wenn schwirrend dein irrender Geist erwacht. 
Er flieht um die Zinnen im Höllenschein, 
und glühende Mäuslein hinter ihm drein. 
247 r». Heinrich der Vogler. 
1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd recht froh und wohlgemut; 
aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröte Glut. 
2. In Wies' und Feld und Wald und Au' — horch, welch ein süßer Schall! 
der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, die süße Nachtigall! 
3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! 
Was gilt's? heut gibt's 'neu guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt. 
4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar: 
„Ei doch! was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschar?" 
6. Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht der Waffen Klang: 
„Daß Gott! die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang! — 
6. Ei nun! was gibt's?" — Es hält der Troß vorm Herzog plötzlich an. 
Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen suchet ihr? sagt an!" 
7. Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! 
Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch des Sachsenlandcs Stern!" 
8. Dies rufend knie'n sie vor ihn hin und huldigen ihm still 
und rufen, als er staunend fragt: „Es ist des Reiches Will'!" 
9. Da blickt Herr Heinrich tief bewegt hinauf zum Himmelszelt: 
„Du gabst mir einen guten Fang! - Herr Gott, wie dir's gefällt!" 
Votil. 
24«. (7.) Kaiser Otto I. 
1. Zu Frankfurt in dem Dome ertönet Glockenklang; 
der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang. 
Es sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht, 
voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht.
	        
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