einheimischen Pflanzen und Tiere.
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und zernagen ihn so, daß die Äste absterben und die Knospen ver¬
welken. Der Obstgärtner und der Forstinann sehen diese verborgenen
Feinde nicht eher, als bis sie am Absterben des Baumes ihre Gegenwart
erkennen; dann ist es aber zu spät. Da kommt ihnen denn der Specht
zu Hilfe. Sein Auge erkennt gar leicht die schädlichen Gesellen; sein
kräftiger Schnabel spaltet das mürbe Holz; fingerlange Splitter fliegen
umher, und die Baumverderber erhalten ihre wohlverdiente Strafe.
Plötzlich hält der fleißige Arbeiter mit seiner Arbeit inne und läuft
behende auf die andere Sehe des Stammes. Hier sieht er aufmerksam
sich jedes Ritzchen an. Meint er vielleicht, das Loch gehe schon durch
den Baum hindurch? Nein! Die Würmer erschraken vor dem Pochen
und Hacken und flohen auf die andere Seite des Baumes; die will er
jetzt herausholen. Dabei leistet ihm seine trefflich eingerichtete Zunge
gute Dienste. Diese ist lang und dünn, hart und spitz wie eine Nadel,
und er vermag sie sehr weit aus dem Schnabel vorzustrecken. Mit ihr
fährt er in die Wurmlöcher hinein und holt die Maden heraus, die er
um so besser fassen kann, da die Zunge wie ein Pfeil mit vielen kleinen
Widerhaken versehen ist. In: Winter fehlt ihm freilich diese Fleisch-
nahrung, und er muß sich nach anderer Kost umsehe». Dann sucht er
Bucheckern und Haffelnüffe, oder faßt mit den Füßen die Tannzapfen
und pickt die Samenkörnchen heraus. Die großen, tiefen Löcher, die
der Specht in die Bäuine einhaut, kommen andern kleinen Vögeln sehr
zustatten; denn Meisen und Stare benutzen sie als Wohnung. So ist
der Specht recht eigentlich der Vögel Zimmermann, der ihnen Häuser
baut. Er hackt auch für sich ein wohl zwei Spannen langes Loch schräg
in den Baum, erweitert es dann inwendig und glättet ganz sauber die
Wände dieses sicheren Gemaches. Vorsichtig trägt er alle Späne ein
gutes Stück vom Baume weg, damit niemand merke, daß er hier sein
Nest hat. In dasselbe legt das Weibchen auf feine Holzspäne oder Wurm¬
mehl schöne weiße Eier und brütet die Jungen aus. Eifrigst fliegen
dann beide Alten herum und bringen unermüdlich Futter für die Kleinen.
===== Walther.
20. Das Vergissmeinnicht.
Ich weiss ein Blümlein draussen stehn,
in Wiese, Feld und Wald,