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einen Gulden sechs Kreuzer!“ Ich starrte meinen Paten an, er mich.
„Bub',“ sagte er endlich mit sehr umflorter Stimme, „hast du Geld bei
dir?“ „Ich hab' kein Geld bei mir“, schluchzte ich. „Ich hab' auch keins
mehr“, murmelte der Jochem. Wir wurden in die Schreibstube geschoben.
Dort mußten wir unsre Taschen umkehren. Ein blaues Sacktuch, das für
uns beide war, und das die Herren nicht anrührten, ein hart Rindlein
Brot, eine Tabakspfeife, etwas Schwamm und Feuerstein und endlich
ein lederner Geldbeutel fanden sich. Wir durften unsre Habseligkeiten
zwar wieder einstecken, wurden aber stundenlang auf dem Bahnhof zurück—
behalten und mußten mehrere Verhöre bestehen. Endlich, als schon der
Tag zur Neige ging, da nach so rascher Fahrt wir leicht schon hätten zu
Hause sein können, wurden wir entlassen und mußten den Weg über Berg
und Tal in stockfinsterer Nacht zurücklegen.
Peter Rosegger. Waldheimat.)
61. Das lenkbare Luftschiff des Grafen Zeppelin.
1. Eine Ballonfahrt durch die Lüfte, das muß wahrlich ein Vergnügen
sein. Da sitzen die Luftschiffer in dem angehängten Korbe wie in einer
Kutsche und schweben geräuschlos über die buͤntfarbige Landschaft dahin.
Eins nur erfüllt sie mit Besorgnis: sie wissen nie recht, wohin die Reise
geht. Ihr Fahrzeug, so großartig es auch erscheinen mag, ist ein Spiel—
dall der Lüfle. Der launenhafte Wind beansprucht das Recht, Richtung
und Schnelligkeit der Fahrt zu bestimmen. — Es war darum schon lange
das Beftreben des menschlichen Geistes, ein Fahrzeug zu erfinden, mit
dem man auch in dem großen Luftmeer einem gewollten Ziel zusteuern
könnte. Die ganze Schöpfung soll dem Menschen untertan sein! Das ist
göttliche Anordnung. Bedeutende Männer aller Nationen haben ihre
Kraft darangesetzt, den Gedanken eines lenkbaren Luftfahrzeuges zu ver—
wirklichen. Es ist auch manchem Erfinder gelungen, durch mehr oder
weniger günstig verlaufene Probefahrten die Welt in Staunen zu versetzen.
Doch Wind und Wetter ließen keins der erfundenen Fahrzeuge mit der
gewünschten Sicherheit das gewollte Ziel erreichen, und die Fahrten waren
don nur kurzer Dauer. Wer sollte der Sieger über das Luftmeer werden?
2. Der Sommer des Jahres 1908 brachte die Entscheidung. In
Friedrichshafen am Bodensee arbeitete schon viele Jahre ein ehemaliger
Reitergeneral, der Graf Zeppelin, an dieser schweren Aufgabe. Von der
Richtigkeit seines Gedankens war er so fest überzeugt, daß ihn kein Miß—
erfolg wankend machen konnte. Ein großer Ballonkörper von bestimmter,
sich gleichbleibender, starrer Gestalt müsse durch Anwendung von Maschinen
auch in den Lüften willkürlich zu regieren sein. Aus hohlen Aluminium—
stäben baute er ein starres, 16kantiges Gerippe von der Form einer
riesengroßen Zigarre. Querrippen, welche die Längsstäbe verbanden,
zerleglen den inneren Raum in Abteilungen, in denen einzelne Luftballons,