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3. Mühsam Tun, mit sprödem Eisen
lief im nächt'gen Erdenschoß
eh'rne Adern aufzureißen, —
mühsam Tun und schweres Los!
Doch der Stein gibt Brot,
und das Brot ist not:
Glückauf!
4. Und des Brotes denkt der Häuer,
denkt an Gattin und an Kind,
die an seines Herdes Feuer
früh allein geblieben sind.
Isl's ja doch für sie,
daß er beugt die Knie:
Glückauf!
5. Und das Knie, zum Werk gebogen,
läßt gebeugt er zum Gebet;
keiner Glocken mahnend Wogen
braucht er, daß er gläubig steht:
Herr, gib gute Schicht
und verlaß uns nicht! —
Glückauf!
*
84. Abendlledl.
I. Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und Nar.
Der Wald steht sohwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weibe Nebel wunderbar.
2. Mie ist die Welt so stille
und in der Dämm'rung Hülle
so traulich und so hold
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
versehlafen und vergessen sollt.
3. Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und sehön!
So sind wohl manche dachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nieht sehn.
4. Mir stolzen Menschenkänder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nieht viel.
Wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und Lommen weiter von dem Ziel.