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7. Mein Kreuz ist allzu schwer; sieh, ich verlange
die Last nur angemessen meiner Kraft;
ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange.“
8. Wie so er sprach zum Höchsten kinderhaft,
kam brausend her der Sturm, und es geschah,
daß aufwärts er sich fühlte hingerafft.
9. Und wie er Boden faßte, fand er da
sich einsam in der Mitte räum'ger Hallen,
wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah —
10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen:
„Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast
zu wählen unter diesen Kreuzen allen!“
11. Versuchend ging er da, unschlüssig fast,
von einem Kreuz zum anderen umher,
sich auszuprüfen die bequemre Cast.
12. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer;
so schwer und groß war jenes andre nicht,
doch, scharf von Kanten, drückt' es desto mehr.
13. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht,
das lockt' ihn, unversucht es nicht zu lassen;
dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht.
14. Er mochte dieses heben, jenes fassen,
zu keinem neigte noch sich seine Wahl,
.s wollte keines, keines für ihn passen.
15. Durchmustert hatt' er schon die ganze Zahl. —
Verlorne Müh'! Vergebens war's geschehen!
Durchmustern mußt' er sie zum andernmal.
16. Und nun gewahrt' er, früher übersehen,
ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein,
und bei dem einen blieb er endlich stehen.
17. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein
ihm paßlich und gerecht nach Kraft und Maß.
„Herr,“ rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein!“
18. Und wie er's prüfend mit den Augen maß
es war dasselbe, das er sonst getragen,
wogegen er zu murren sich vermaß.
Er lud es auf und trua's nun sonder Klagen.
Adelbert von Chamisso—