Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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sind drin. Schon sind die Linien Benedeks durchbrochen, schon sind sie 
in heller Flucht. Die Trümmer ganzer Korps decken den Boden, zahllose 
Gefangene und Geschütze befinden sich in preußischen Händen, der Tod 
der besten Mfiziere ist zu beklagen. 
Dennoch versuchen e Kaiserlichen, sich zu setzen. Ihre prächtige 
Reservereiterei prallt me ein Unwetter herein und schwemmt die nächsten 
preußischen Häuflein mit sich fort wie eine mächtige Woge; doch die 
preußischen Schwadronen gehen sofort auf den Feind los. Undurch— 
dringliche Staubwolken wirbeln empor, aus denen hin und wieder die 
Blitze der Pistolen⸗ und Karabinerschüsse aufleuchten. Leiber gefallener 
Rosse und Reiter sperren den Weg. Bei dem harten Zusammenstoß wird 
bald die eine Partei nach kurzem Handgemenge in wilder Jagd über offenes 
Feld in die Gehölze hineingejagt, bald sammelt sich die andre wieder, er— 
wartet verstärkt aufs neue den Anprall und nimmt ihrerseits in gestrecktem 
Galopp die Verfolgung auf. 
Der verderbenbringende Reiterzug rast hin und her. Blut und Trümmer 
zeigen den Weg, den er genommen, von den aufsteigenden Feuersäulen der 
nahen Dörfer beleuchtet. Immer enger und erbitterter entspinnt sich der 
Kampf. Endlich lassen die österreichischen Weißröcke ihre Gefallenen liegen 
und gehen in schneller Flucht zurück. 
7. Die österreichischen Bataillone befanden sich bereits in voller Auf— 
lösung und bezeichneten ihre Rückzugslinie mit weggeworfenen Waffen. 
Überall gingen die preußischen Kolonnen im Lausschritt vor, während 
in der Ferne die weißen Massen in voller Flucht den Wäldern zueilten. 
Die langen Linien der preußischen Reiterei entwickelten sich mit lustig 
flatternden Standarten. Ihre reitende Artillerie bewegte sich vorwärts und 
ließ ihren Feuerschlunden weiße Rauchwolken entsteigen. 
Während die Sonne am westlichen Himmel versank, loderten an den 
verschiedensten Stellen der Ebene die züngelnden Flammen auf. Da 
befahl der königliche Sieger, das Feuer gegen das flüchtende Heer ein— 
zustellen. Der Greis dachte in seinem allzeit milden und gerechten Sinne, 
daß es zwecklos und unchristlich sei, die völlig Uberwundenen wehrlos hin— 
zuschlachten. Und mehr! Vor seiner Seele stand es klar und fest: Wie 
wir jetzt auseinandergekommen, so müssen wir suchen, dereinst wieder 
zusammenzukommen, Preußen und Osterreich, die deutschen Brudermächte, 
als gemeinsamer Wall wider Westen und Osten. 
8. Des Kronprinzen volkstümliche Reckengestalt erscheint; Vater und Sohn 
sinken sich in die Arme. Ein schöneres, wärmeres, heiligeres Zusammentreffen 
als das des alten Blücher und des kalten Wellington bei Belle-⸗Alliance! 
Stumm ist der österreichische Schlachtdonner, der von Sadowa her 
gebrüllt. 160 genommene Geschütze! Die jubelnden Soldaten klimmen 
auf Rohre und Lafetten, wo die heldenmütigen Braunröcke, noch im Tode
	        
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