Die Hopfenernte in der Umgegend von Tübingen.
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geht; die aufgeblühten Zäpfchen müssen rasch abgezupft und rasch zum
Trocknen gebracht werden. In Orten, wo viel Hopfen wächst, haben die
Kinder zur Zeit der Hopfeucriltc Ferien. Von allen Himmelsgegenden ziehen
Kinder und erwachsene Mädchen vom Dorfe der Stadt zu, alle mit leeren
Korben versehen. Sie werden meist schon in den Vorstädten festgehalten;
alle Hände sind wert zur Zeit der Hopfenernte.
Hopfenernte.
Hopfenpslücken ist eine leichte Arbeit; darum können Kinder und alte
Mütterchen, Krumme und Lahme daran teilnehmen. Monatelang freuen
sich arme Kinder schon auf die Hopfenernte. Die Blüten werden in Körbe
gezupft; ein fleißiges Kind kaun an einem Tage 50 bis 60 Pfennige
verdienen.
Alle Straßen sind erfüllt mit dem würzigen Dufte, den die Blüten
aushauchen. Vor allen Häusern sitzen Gruppen im Halbkreise, emsig be¬
schäftigt, die fröhlichen Kindergesichter oft ganz umhangen mit grünen Ge¬
winden. Die alten Weiber halten das junge, mutwillige Volk im Zaume,
daß gute Ordnung bleibt. Die Hausfrau labt die Hopfenzupfer zur
Vesperzeit reichlich mit Most und Brot. Wenn ein neuer Wagen hereinfährt,
hoch beladen mit der leichten Last, da drängt sich ein Haufen Kinder