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Innern flüssig; erst in diesem Zustande können sie die feinen
Poren unserer Adern und Gefäße durchdringen und vom Magen
aus in die äußersten Teile unseres Körpers gelangen.
Aber nicht nur bei der Verdauung der Speisen leistet das
Wasser große Dienste, die Bereitung der, Nahrung selbst ist
vornehmuch des Wassers Werk. Alle Nahrung des Menschen
komml von der Pflanze, auch das Fleisch der Tiere, das er ver—
zehrt; denn es find meistens nur Pflanzenfresser, die ihm ein
schmackhaftes Fleisch liefern. Das Rind, das Schaf, das Schwein,
das Geflügel, von dessen Fleisch wir uns nähren, was verzehren
sie denn? Womit werden sie gemästet? — Das Gras der Wiese,
Klee, Kartoffeln, Rüben, Getreide sind ihre Nahrung; den Pflanzen
aber, die dem Tiere den Hunger stillen, werden wiederum nur
durch das Wasser jene Stoffe zugeführt, die sie zum Wachstum
und Gedeihen beduüͤrfen. Alles Leben wird durch das Wasser
hervorgerufen und wäre ohne dasselbe nicht möglich. Gehen wir
nur einmal hinaus in die lachende Frühlingswelt! Da grünen
die Bäume, lausend und aber tausend Blüten kommen aus dem
Schoße der Erde hervor, und was läßt sie alle wachsen und
gedeihen? — Das Wasser ist es, welches in Verbindung mit der
Sonnenwärme sie hervortreibt.
Sehen wir uns einmal das Samenkorn an, wie es in die
Erde gelegt wird! In seinem Innern schlummert ein lebendiger
Keim. Da kommt das Wasser, sprengt die bergende Hülle und
führt dem Keime Nahrung zu, daß er wachsen, Wurzeln und
Blätter treiben und seine AÄuferstehung feiern kann zum frischen,
blütenreichen Leben. Ist das Wasser die Milch, welche schon das
schwache Pflanzenkeimchen tränkt, so bleibt es auch fernerhin sein
erfrischender Lebensquell. In den zarten Fasern des rmen
die nuͤr das Wasser zu durchdringen vermag, werden die von
diesem gelösten festen Stoffe, aus denen die Pflanze sich aufbaut,
hinaufgeführt bis zu den äußersten Zweigspitzen. So ist das
Wasser die Nährmutter der Pflanzen, die ihnen das tägliche Brot
bereitet, und ohne die sie jämmerlich verschmachten müßten.
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Wie erquickend ist ein Regen in der Dürre des Sommers
für die ganze Natur! Schwül und dumpf ist die Luft, Bangig-
keit liegt auf allen lebenden Wesen; denn die Sonne brennt vom
Himmel herab und trocknet den Saft, des Lebens aus. Da steigen
Wolken am Himmel herauf, Dunkelheit lagert sich auf die Erde,
zornig grollt es in der Ferne. Aber bald gießt aus der Wolke
der Regen in dichten Strömen herunter, und neu belebt von dem
erfrischenden Naß steht die Flur, wenn das Gewölk sich ver—
zogen hat und die Sonne wieder ihre Strahlen uns zusendet.