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Wie in den zwei ersten Jahren, so treibt es der VWurm
im Minter und Frühling des dritten Jahres. Im Spätsommer
dieses letztern geht aber mit ihm eine merkwürdige Wandlung
vor. Die groben, so recht gemästeten Engerlinge gehen nun
zum letztenmal tiefer in die Erde hinab, um ihre Verpuppung
abzuwarten, die bis Ende August oder Anfang deptember voll-
zogen ist. Regungslos liegt nun der künftige Käfer in seiner
starren Hülle tief unten im Grunde. Der Herbst schüttet das
sallende Laub über die Stätte, der Vinter führt seine heulenden
Stürme darüber hin, und der kleine Schläfer liegt rubhig, Hügel
und Fühe fest angeschlossen, und harret der Stunden des Auf-
erstehens.
Wenn aber der Frühling in das Land kommt, dann streckt
der braune Schläfer im Erwachen die Glieder, erweitert den
engen Raum, der ihn umgibt, und beginnt seinen Weg in die
weite Welt hinaus. Dieser Weg ist oft mühsam, wenn das Lager
unter hartem Boden liegt. Anfangs geht es langsam vorwärts,
bis die Erdschicht oben immer dünner wird und die ersten
WVürzelchen hereinragen. Da blitzt es plötzlich in die Nacht
herein! Noch ein Schaufeln mit den harten Füben, noch ein
Drängen mit dem glatten Leibe, noch ein Schritt und noch
einer: rechts und links fallen die Erdkrümchen zur Seite; ein
weiches, ündes Frühlngslüftchen zieht vorüber, und der junge
Wanderer stebht drauben in Luft und Dämmerlicht. Mit dem
letzten Strahl der sinkenden Sonne hält der Maikäfer und sein
Volk seinen Auszug aus der dunklen Erde.
Da sitzt er nun draußen mit dem schönen, glänzenden
Kleide, den gebogenen Fühlern und dem feinen, weichen Haar-
flaum auf Leib und Flügeldecken. Er schaut um sich; ringsherum
stehen wehende Halme und Gräser, dort ein blühender Busch, da
ein himmelhoher Baum. Der kleine Ankömmling hebt und senkt
die Flügel, er schöpft Atem aus voller Brust. Alles rührt und
regt sich an seinem Leibe. Vas soll er nun beginnen? MWas ist
von nun an sein Tagewerk? — Da summt es leise an ihm
vorũüber; auf zierlichen, durehsichtigen Flügeln fliegt eine dunkle
Gestalt über die Halme hin und über die Büsche hinaus ins
Dämmerlicht; und dort noch eine, und immer lauter summen
die kleinen Flieger durch die Abendluft herüber.
Endlich hat er sie verstanden, und auch er hebt die
schweren Flügeldecken und breitet die zarten, durchsichtigen
Schwingen aus. Lustig geht es hinauf in die freie Luft, ins
neue Leben.