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Mannschaften des deutschen Heeres ihnen gegenüber eine erlesene Schar
von 500 Offizieren, dazwischen zur Linken ein Wald von schlachten
erprobten Fahnen. Um halb zwei Uhr trat der König ein und stellte
sich vor dem Altar auf, im Halbkreife um ihn die Vertreler inde
gesandten der deutschen Fürstenschaft: der Kronprinz von Preußen, die
Prinzen Karl und Walbert von Preußen, der Kronprinz von Sachsen,
die Großherzöge von Baden, Sachsen-Weinar und Oldenburg, der
präsumtive Thronfolger Prinz Wilhelm von Württemberg, drei Prinzen
von Bayern, die Hetzöge von Koburg, Meiningen und Altenburg, die
Erbgroßherzöge von Weimar, Schwerin, Strelih und Oldenburg, die
Erbprinzen von Meiningen, Anhalt und Hohenzollern, zwei Herzöge
von Wuͤrttemberg, Prinz Georg von Sachfen und Prinz August von
Württemberg, der Landgraf von Hessen, der Herzog von Augustenburg,
die Fürsten von Schaumburg⸗Lippe, Schwarzburg Rudolstadt, Wied,
Puthus, Lynar, Pleß, Byron, Croy und Reuß, dann die Geucral
und Minister, ihnen voran der Kanzler Graf Bismarck.
As der König eintrat, stimmte ein aus den Soldaten gebildeter
Sängerchor einen Psalm an. Nun begann am Altar ein Miluan
geistlicher die Liturgie, auf welche die Predigt über Psalm 21 folgte.
VNachdem der Gesang „Nun danken all Gott!“ und der Segen den
Gottesdienst beendet hallen, schritt der König auf die Fahnen zu,
berlas vor ihnen die Urkunde ber seine Annahme der Kaiserwürde
und gab dem Kanzler Grafen Bismarck die Proklamanon an das deutsche
Volk zu verlesen. Sie lautete also:
„Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, ver⸗
künden hiermit: Nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den
einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen
Reiches die seit mehr denn 80 Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde
zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des
deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorhergesehen sind,
belunden Wir hiermit, daß Wir es als Pflicht gegen das gesamte Vater—
land betrachten, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fuͤrsten Folge
leisten und die deutsche Kaiserwünrde anzunehmen. Demgemäß werden
Wir und Unsere Nachfolger in der Krone Preußens fortan den Kaiser⸗
titel führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben
sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vater⸗
land einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die
kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue
die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, Wieden zu
wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu e und die Kraft des
Volkes zu stärken. Wir nehmen sie an in der, Hoffnung, daß es dem
deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfer⸗
willigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu
genießen, welche dem Vaterlande die sei Jahrhunderten entbehrte Sicher
heit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähten virdeemng aber und