Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

b Poesie. — Das Lied. 
Die Erde wird noch immer grün; Doch Christus bleib' das Reichspanier; 
Auch dieser März bringt Lerchenlieder, Zum neuen Jahr den alten Glauben, 
Auch dieser Mai bringt Rosen wieder, In diesem Zeichen siegen wir! 
Auch dieses Jahr läßt Freuden blühn; 6. Zum neuen Jahr ein neue⸗ 
Zum neuen Jahr ein neues Hoffen, Herze, 
Die Erde wird noch immer grün! Ein frisches Blatt im Lebensbuch! 
5. Zum neuen Jahr den alten Die alte Schuld sei ausgestrichen, 
Glauben, Der alte Zwist sei ausgeglichen, 
In diesem Zeichen siegen wir; Und ausgetilgt der alte Fluch; 
Glück zu, mein Volk! auf allen Bahnen Zum neuen Jahr ein neues Herze, 
Entrolle kühn der Zukunft Fahnen, Ein frisches Blatt im Lebensbuch! 
458. K. Gerock: Pfingstgewitter. (Hohes Lied 4, 16.) 
1. Wie feierlich hat es gewittert Wie morgens das Gras auf der Au, 
Auf Pfingsten so früh am Tag; Und trugen, wie Gold und Juwelen, 
Wie haben die Berge gezittert Der Gnade hell leuchtenden Thau. 
Des Donners elektrischem Schlag; 6. sang dir in feurigen Zungen 
Wie strömte so gnädig der Regen Der Zeugen geflügelter Chor, 
Hernieder zur duftigen Flur, Da hat sich als Lerche geschwungen 
Wie dampfet vom himmlischen Segen Dein Petrus vor allen empor; 
Ringsum die erquickte Natur! Da lernte Johannes den tiefen, 
2. Wie glänzt der gereinigten Lüfte Den rührenden Nachtigallschlag; 
Durchsichtig krystallenes Blau, Sein Adlergefieder zu prüfen, 
Wie wallen berauschende Düste Stieg Paulus hervor an den Tag. 
Balsamisch durch Garten und Au', 7. Da fuhr dein lebendiger Odem 
Wie perlet, vom Regen erfrischet, Hernieder vom Himmelsgezelt 
Der Blumen holdseliger Flor, Und fegte den giftigen Brodem 
Wie jubelt harmonisch gemischet Hinweg aus der alternden Welt; 
Der Vögelein munterer Chor! Da wehte ein himmlisches Düften 
3. So jauchzte und glänzte dein Garten, Balsamisch durch Länder und Meer, 
Herr Jesu, erhöheter Held! Da wogte in sonnigen Lüften 
Als du ihm nach sehnlichem Warten Der Blumen buntfarbiges Heer. 
Den Regen auf Pfingsten bestellt; 8. Da blühte die Liebe als Rose, 
Wie hat es da herrlich gewittert Dem König der Liebe zum Preis, 
In Feuer und Sturmesgebraus; Die Demuth als Veilchen im Moose, 
Wie wurden die Herzen erschüttert, Die Keuschheit wie Lilien weiß, 
Wie bebte das steinerne Haus! Da sproßte in purpurnen Nelken, 
4. Wie zuckte in zündenden Flammen Voll würziger brennender Glut, 
Hernieder dein heiliger Blitz, Zu Kränzen, die nimmer verwelken, 
Wie fuhren die Feinde zusammen Der Märtyrer heiliges Blut! 
Im Schlaf auf behaglichem Sitz; 9. O seliger Frühling der Pfingsten, 
Wie wurden die Zagenden wacker, Wie bist du entschwunden so weit! 
Elektrisch vom Geiste durchzückt, Wo bleibst du in dieser geringsten 
Wie grünte und blühte dein Acker, Und zwiefach erstorbenen Zeit? 
Mit Saaten des Glaubens geschmückt! Komm wieder, die Gläubigen warten 
5. Da rauschte von himmlischen Gaben Und hängen die Häupter so müd', 
Hernieder ein Regen so mild, Durchwehe den schmachtenden Garten, 
Die durstenden Herzen zu laben, Steh' auf, wie im Nord so im Süd! 
Zu tränken das dürre Gefild, 10. Komm wieder in heil'gen Gewittern, 
Da strahlten begnadigte Seelen, Komm wieder in säuselndem Wehn, 
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