Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

Poesie — Das Lehrgedicht 
Ernst begleiten ihre Trauerschläge Die den Bösen gräßlich wecket! 
Einen Wandrer auf dem letzten Wege. Denn · das Auge des Gesetzes wacht. 
Ach, die Gattin isls, die theure, 250. Heil'ge Ordnung, segensreiche 300. 
Ach, es ist die treue Mutter, Himmelstochter, die das Gleiche 
Die der schwarze Fürst der Schatten Frei und leicht und freudig bindet, 
Wegführt aus dem Arm des Gatten, Die der Städte Bau gegründet, 
Aus der zarten Kinder Schaar, Die herein von den Gefilden 
Die sie blühend ihm gebar, Rief den ungesell'gen Wilden, 
die sie an der treuen Brust Eintrat in der Menschen Hütten, 
Wachsen sah mit Mutterlust. Sie gewöhnt zu sanften Sitten, 
Uch, des Hauses zarte Bande Und das theuerste der Bande 
Sind gelöst auf immerdar; Wob, den Trieb zum Vaterlande. 
Denn sie wohnt im Schattenlande, 260. Tausend fleiß'ge Hände regen, 310. 
Die des Hauses Mutter war; helfen sich in munterm Bund, 
Denn es fehlt ihr treues Walten, Und in feurigem Bewegen 
Ihre Sorge wacht nicht mehr; Werden alle Kräfte kund. 
An verwaister Stelle schalten Meister rührt sich und Geselle 
Wird die Fremde, liebeleer. In der Freiheit heil'gem Schutz; 
Bis die Glocke sich verkühlet, Jeder freut sich seiner Stelle, 
Laßt die strenge Arbeit ruhn! Bietet dem Verächter Trutz. 
Wie im Laub der Vogel spielet, Arbeit ist des Bürgers Zierde, 
Mag sich jeder gütlich thun. Segen ist der Mühe Preis: 
Winkt der Sterne Licht, 270. Ehrt den König seine Würde, 35 
Ledig aller Pflicht Ehret uns der Hände Fleiß. 
Hört der Bursch die Vesper schlagen; Holder Friede! 
Meister muß sich immer plagen. Suße Eintracht! 
Munter fördert seine Schritte Weilet, weilet 
Fern im wilden Forst der Wandrer Freundlich über dieser Stadt! 
Nach der lieben Heimathütte. Möge nie der Tag erscheinen, 
Blökend ziehen heim die Schafe, Wo des rauhen Krieges Horden 
Und der Rinder Dieses stille Thal durchtoben; 
Breitgestirnte, glatte Schaaren Wo der Himmel, 
sommen brüllend 280. Den des Abends sanfste Röthe 330. 
Die gewohnten Ställe füllend. Lieblich malt, 
Schwer herein Von der Dörfer, von der Städte 
Schwankt der Wagen Wildem Brande schrecklich strahlt! 
Kornbeladen; Nun zerbrecht mir das Gebäude, 
Bunt von Farben, Seine Absicht hat's erfülltt, 
Auf den Garben Daß sich Herz und Auge weide 
Liegt der Kranz, An dem wohlgelungnen Bild. 
Und das junge Volk der Schnitter Schwingt den Hammer, schwingt, 
Fliegt zum Tanz. Bis der Mantel springt! 
Markt und Straße werden stiller; 290. Wenn die Glock' soll auferstehen, 340. 
Um des Lichts gesell'ge Flamme Muß die Form in Stücken gehen. 
Sammeln sich die Hausbewohner, Der Meister kann die Form zer⸗ 
Und das Stadtthor schließt sich knarrend. brechen 
Schwarz bedecket Mit weiser Hand, zur rechten Zeit; 
Sich die Erde; Doch wehe, wenn in Flammenbächen 
Doch den sichern Bürger schrecket Das glüh'nde Erz sich selbst befreit! 
Nicht die Nacht, Blind wüthend mit des Donners Krachen 
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26.
	        
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