Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

Poesie. — Spruchweisheit. 
G. Geduldig sein, Herr! lehr' es mich: Q. Quãl nicht dein Herʒ ohn' Unterlaß: 
Ich bitte dich, ich bitte dich. Ein freier Muth gefällt Gott baß. 
5. Hau' deinen Götzen muthig um, R. Recht halte heilig bis in'n Tod: 
Er sei Geld, Wollust oder Ruhm. So bleibt ein Freund dir in der Noth. 
J. In dir ein edler Sklave ist, S. Straf' keck das Böse ins Gesicht, 
Dem du die Freiheit schuldig bist. Vergiß dich aber selber nicht! 
K. Kämpf' und erkämpf' dir eignen T. Treib Tugend jeden Augenblick: 
Werth: Wer nicht vorangeht, geht zurück. 
bausbacken Brot am besten nährt. U. Und wenn sie alle dich verschrein, 
L. Liebt euch auf Erden, liebt, und So widle in dich selbst dich eiia. 
wißt, V. Verlaß dich nicht auf diese Welt: 
Daß Gott im Himmel Liebe ist. Sie ist Schaum, der zusammen fällt. 
M. Merk' auf die Stimme tief in dir: W. Wie wird es dann, o dann uns 
Sie ist des Menschen Kleinod hier. sein, 
N. Nimm wahr der Zeit: sie eilet sih, Wenn wir der bessern Welt uns freun? 
Und kommt nicht wieder ewiglich. MN Im Sturm die Sonne spiegelt nicht 
DO. O Herr! lehr' uns bedenken wohl, Im Meer ihr heilig Angesicht. 
Daß wir sind sterblich allzumal. 3. Zerbrich den Kopf dir nicht zu sehr: 
P. Parabeln sind wohl fein und schön; Zerbrich den Willen! das ist mehr. 
Doch muß sie einer auch verstehn. 
513. F. Rückert: Angereihte Perlen. 
1. Es wird durch Seufzerhauch getrübt ein Spiegel zwar; 
Doch wird durch Seufzerhauch der Seele Spiegel klar. 
2. Vor Gott ist keine Flucht, als nur zu ihm. Nicht Trutz, 
Vor Vaters Strenge ist nur Liebe Kindes Schutz. 
3. Der Vater straft sein Kind und fühlet selbst den Streich; 
Die Härt' ist ein Verdienst, wo dir das Herz ist weich. 
4. Ein Vater soll zu Gott an jedem Tage beten: 
Herr! lehre mich dein Amt beim Kinde recht vertreten. 
5. O blicle, wenn den Sinn dir will die Welt verwirren, 
Zum ew'gen Himmel auf, wo nie die Sterne irren. 
6. Es weichen Sonn' und Mond einander freundlich aus; 
Selbst ihnen wäre sonst zu eng ihr weites Haus. 
7. Wenn dir in Zornesglut dein sterblich Herz will wallen, 
Sag' ihm: weißt du, wie bald du wirst in Staub zerfallen? 
8. Zum Feinde sag': Ist Tod uns beiden nicht gemein? 
Mein Todesbruder! komm und laß uns Freunde sein. 
9. Viel lieber mag die Lieb', als an der Sonne Flecken, 
Den Stern in dunkler Nacht, der etwa glänzt, entdecken. 
10. Du wirst nicht musterhaft durch Jagd nach andrer Fehlern, 
Und nie wirst du berühmt durch fremden Ruhmes Schmälern. 
11. Der Name bleibt allein, wenn alles muß zerstieben; 
O laß dem Todten das, was ihm allein geblieben! 
12. Durch Buße wendest du die Strafen Gottes ab; 
Doch Menschen denken dir den Fehltritt noch im Grab. 
13. Sei gut, und laß von dir die Menschen Böses sagen; 
Wer eigne Schuld nicht trägt, kann leichter fremde tragen. 
14. Zu deinem Hochmuth sprich: Staub wird, was ist von Erden; 
Komm, laß uns werden Staub, eb' wir zu Staube werden! 
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