vermag. Was für den Tag gilt, gilt auch für den Sommer. Während
die im Walde festgehaltene Sonnenwärme das Hereinbrechen des Winters
hinausschiebt, verzögert sich hier andererseits der Eintritt des Frühlings.
Indem also der Wald die strenge Hitze und Kälte mildert, wirkt er
höchst wohlthätig für die Wärmeverhältnisse der Gegend. In einem
mit Wäldern hinreichend versehenen Lande kann die Luft im Sommer
nicht zu den hohen Wärmestufen aufsteigen, die das Leben der Pflanzen—
welt gefährden.
2. Von Wichtigkeit ist auch der Schutz, den der Wald gegen den
Sturm gewährt, indem er seine Gewalt bricht, seine Schnelligkeit mäßigt
und so seine nachteiligen Wirkungen mindert. An den Meeresküsten
vermag nur der Wald dem Vordringen der alles zerstörenden Sand⸗
wehen ein Ziel zu setzen. überall in den höheren Gebirgen ehen die
vorher oft so trefflichen Weidegründe verloren, wenn r Thutz gegen
die kalten, trockenen Winde durch Zerstörung der Wälder »* wunden ist.
Anfe e Regenmenge der Gegend hat der Wald ins keinen
Einflur; dagegen spielt er eine Hauptrolle bei der Verteilung des einem
Lande zukommenden Wassers. Die Luft der Waldungen t stets
feuchter als die außerhalb derselben, und da sie im Sommer zudem
kühler ist, so findet viel häufiger eine Verdichtung des Wasserdampfes
statt. Im Walde taut es öfter und reichlicher und reanet auch öfter,
wenn schon die Gesamtmenge des Regens nicht größer t, als die im
waldfreien Gelände. Vor allem aber ist es wichtig, daß ie dem Walde
zukommende Feuchtigkeit länger und besser festgehalten wird. Der Wald—
boden ist lockerer und wird bis zu einer größeren Tiefe von dem Wasser
durchdrungen; er ist mit Laub- und Nadelschichten und von Moos—
polstern überlagent, die eine überaus große Wassermasse aufzunehmen
und aufzuhalten permögen. Allmählich sickert das Wasser von hier aus
in den Untergrund und speist die Quellen nachhaltig und unausgesetzt
das gan e Jate. Im freien Lande dagegen entführen Sonne und Wind
rasch die Feuchtigkeit; über waldentblößte Bergabhänge fließt der Regen
unaus alten herab, sammelt sich zum verheerenden Bergwasser, das
Sand, Kies und Geröll mit sich nimmt und weit hinaus in die
angebauten Ergenden trägt. Alljährlich ertönt aus den Ländern, in
denen man die Nergwälder zerstörte, die Klage über fortschreitende Ver⸗
wüstung durch berschwemmungen.
Der Wald bietet endlich Schutz gegen den trockenen, scharfen Nord—
ostwind, der so vielfach Entzündung der Atmungswerkzeuge im Gefolge
hat. Trifft dieser Wind vorerst auf einen Wald, so nimmt er ein
beträchtliches Maß von Feuchtigkeit und Wärme auf, und seine schlimme
Wirkung wird gemildert.
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