Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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waren geschlagen, alle Stämme des deutschen Volkes hatten in edlem 
Wetteifer Siegeslorbeeren sich erworben. Überall war der Feind zurück— 
gedrän⸗, aus den festen Stellungen vertrieben. Eine Armee unter dem 
Marchall Mae Mahon war vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm auf— 
gerieben worden, eine zweite unter Bazaine wurde vom Prinzen Friedrich 
Karl in Metz festgehalten. Nun zog Kaiser Napoleon selbst mit einer 
dritten langsam von Chalons her heran, um dem in Metz eingeschlossenen 
Bazaine Entsatz zu bringen. Diese wurde auf dem Marsche von den vor— 
dringenden Deutschen bei Sedan angegriffen und nach blutigem Ringen 
zur Ergebung gezwungen. Es war die gewaltigste Schlacht des ganzen 
Krieges. 
Die deutsche Armee war am Abend des 31. August und am 
1. September früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt; sie 
stand rings um Sedan. Der Kampf begann trotz dichten Nebels schon 
am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr hitziges Ge— 
fecht, wobei in den Dörfern Haus für Haus genommen werden mußte. 
Als dann von den umliegenden Höhen her die Artillerie in den Kampf 
mit eingriff und der Donner der Geschütze mit dem Knattern der Ge— 
wehre sich mischte, wurden die Dörfer genommen. Obwohl tief ein— 
geschnittene Schluchten mit Wäldern das Vordringen erschwerten und die 
Verteidigung begünstigten, so gewann die deutsche Infanterie doch mehr 
und mehr Terrain, und immer enger zog sich der Feuerkreis um Sedan 
zurück. Allmählich fing der heftige Widerstand des Feindes an nach— 
zulassen. Unaufhaltsam wälzten sich die Massen der Flüchtigen gegen 
Sedan zurück, Verwundete und Unverwundete drängten sich auf allen 
Wegen nach der Festung; aanze Bataillone gehorchten den Befehlen ihrer 
Führer nicht mehr; Trupys herrenloser Pferde rannten erschreckt umher 
und erhöhten die Verwirrurg, und in dieses entsetzliche Durcheinander 
schlugen unaufhörlich von allen Seiten die deutschen Granaten und 
brachten überallhin Schrecken, Merwundung und Tod. 
Jetzt hielt der französische Oberbefehlshaber die Zeit für gekommen, 
wo die bis dahin in Reserbe gehaltene Kavallerie zur Attacke vorgehen 
sollte. Er erteilte dem General Gallifet den Befehl, alles, was er vom 
Feinde vor sich fände, niederzureiten und dann die Gegner von der 
Flanke her aufzurollen. Der tapfere General — er wußte wohl, es war 
der Todesritt — besann sich nicht lange, setzte sich an die Spitze der 
Regimenter, und weit klang seine helle Stimme über die Reihen der 
afrikanischen Jäger, als er ihnen zurief: „Vorwärts denn, ihr tapferen 
Afrikaner, vorwärts!“ 
Der Sturm brach los. Fünf leichte Kavallerie-Regimenter, die 
Lanzenreiter und die stolzen Kürassiere versuchten durch die Wucht ihres
	        
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