11. Sei bescheiden! — 12. Der Ursprung der Rose.
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auch Märzglöckchen und Schneeglöckchen, weil sie schon kommen,
ehe der Schnee ganz weg ist.
Die Veilchen halten es auch nicht lange mehr unter der Erde
aus, sondern strecken bald ihre Blättchen in die Höhe, gucken heimlich
durch die Gesträuche und sagen vergnügt zueinander: „Der Frühling ist
wieder da; die Sonne scheint schon hübsch warm; kommt nun alle schnell!“
Die Schlüsselblumen schließen ihre Winterschlafkammern auf
und zeigen sich in ihrer lieblichen gelben Farbe.
Die Gänseblümchen kommen gar mit einem gelben Auge aus
der Erde und umkränzen ihre Krönchen mit weißen oder rötlichen
Spitzen. Da sieht es aus, als ob alles voll kleiner, gelber Augen
wäre, die alle zum Himmel sehen.
Wer kann aber die Blumen alle zählen, die jetzt aus der Erde
nach und nach hervorsprießen? Ich vermag es nicht; aber freuen
kann und will ich mich über eine jede; denn sie alle kommen aus der
hand Gottes, die nun unserer Erde ein Gewand umlegt, wie es kein
Nönig hat.
II. Sei bescheiden!
Johannes Drojan.
Brichst du Blumen, sei bescheiden,
Nimm nicht gar so viele fort;
Siebl die Blumen mũssen's leiden,
Doch sie zieèreon ihren Ort.
Nimm ein paar und lab die andern
In dem Grase, an dem Strauch!
Andre, die voruũber wandern,
Preuen sich an ihnen auch.
Nach dir kommt vielleicht ein müder
WVandrer, der des Weges zieht
Prüben Sinns, — der freu sich wieder,
Wenn er auch ein Röslein siehtl
12. Der Arsprung der Rose.
Friedrich Rückert.
Den Rosenzweig benagt' ein Lämmchen auf der Weide;
Es tut's nur sich zur Lust, es tut's nicht ihm zuleide.
Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwackt
Ein Flöckchen Wolle nur, es ward davon nicht nackt.