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6. In der Mitte schwamm der Priester, Kreuz und Hostie in den Händen,
Fischerbuben ihm zur Seite, süßen Weihrauch auszuspenden;
Durch der Wellen dumpfes Murren schallte fröhlich der Choral,
Klang das Glöckchen, tönten Seufzer und Gebete sonder Zahl.
7. Sprach der Alte durch die Wogen über alle seinen Segen,
Und sie kreuzten sich und neigten seinen Worten sich entgegen;
Durch der Wogen wildes Brausen schallte fröhlich der Choral,
Pfiff der Sturmwind, schlug der Regen, zuckten Blitze sonder Zahl.
8. „Herr! du bist ja aller Orten, auf den Wassern wie auf Erden,
Laß das Meer, das arg empörte, eine sich're Kirche werden!“
So durch des Gewitters Donnern tönte flehend der Choral,
Krachen Bord und Mast und Ruder, pfeifen Kugeln sonder Zahl.
9. Umgeschaut! Wachtfeuer glänzen, widerspiegelnd in den Wogen,
Und der Feinde Kugeln kommen von dem Strande rasch geflogen.
Aufgeschaut! der weite Himmel glüht, ein einzig Flammenmeer. —
Tod im Wasser, Tod am Ufer, — keine Rettung rings umher!
10. „Herr! du bist ja aller Orten, auf den Wassern wie auf Erden;
Auch die in dem Meer gestorben, Herr! sie sollen selig werden!“
Also durch der Wogen Wüthen, so durch Kugeln sonder Zahl,
Durch der Feinde Hohngelächter klingt, verklinget der Choral.
11. — Fahret wohl, ihr frommen Beter!⸗Keiner kam an's Ufer wieder,
Die Gemeinde mit dem Priester schlang die falsche Welle nieder
Nur am Morgen unter Trümmern, zwischen Klippen und Gestein
Schwamm das Kreuz, das wundersel'ge, in des Frühroths gold'nem
Schein. Rob. Prutz.
40. Hofers DTod.
1. Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schaar;
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach! in Schmach
und Schmerz,
Mit ihm das Land Tyrol.
2. Die Hände auf dem Rücken,
Der Sandwirth Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering,
(20. Februar 1810.)
Der Tod, den er so manchesmal
Vom Iselberg geschickt in's Thal,
Im heil'gen Land Tyrol.
3. Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: „Gott sei mit euch,
Mit dem verrath'nen deutschen Reich
Und mit dem Land Tyrol.
4. Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unter'm Schlägel vor,