1.* Der frohe Wandersmann. 2. Die Weichsel.
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0. Mein Vaterland.
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L.* Der frohe Wandersmann.
1. Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt.
Dem will er seine Wunder weisen
in Flur und Wald und Strom und Peld.
2. Die Bächlein von den Bergen springen,
die Lerchen schwirren hoch vor Lust.
Was sollt ieh nicht mit ihnen singen
aus voller Kehl' und frischer Brust!
3. Den lieben Gott laß ich nur walten!
Der Bächlein, Lerchen, Wald und PFeld
und Erd' und Himmel will erhalten,
hat auch mein' Sach' aufs best' bestellt.
v. Eichendorfs.
2. Die Weichsel.
1. Ihr Lauf. Die Weichsel kommt weit von Süden her, von
dem Karpatengebirge. Sie hat einen Weg von über 100 Meilen ge⸗
macht, wenn sie oberhalb Thorn in Westpreußen eintritt. Dann
nimmt die Weichsel von links die Brahe auf, welche durch den
Bromberger Kanal die Netze, Warthe und Oder mit der
Weichsel verbindet. Der Strom fließt in einem stundenbreiten, male⸗
rischen Thale. Da sieht man frische Auen, mit weidenden Herden be—
deckt. Gelbe Weizenfelder wechseln mit Buschwerk, und Obstgärten
umgeben die Bauernhöfe. An dem Strome liegen Kulm und Grau—
denz, ein Stück vom Strome entfernt Marienwerder. Einige
Meilen unterhalb teilt sich die Weichsel und sendet nach Nordost die
Nogat. Am rechten Ufer derselben liegt Marienburg mit seinem
ehrwürdigen Schlosse. Dies war einst das Haupthaus des deutschen
Ritterordens und der Sitz des Hochmeisters. Unfern der Handelsstadt
Elbing ergießt sich die Nogat in das Frische Haff. Die Weichsel
selbst geht weiter nach Norden an Dirschau vorüber. Dort führt