Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

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24 Stunden in einer Schraubenlinie fort und kommt immer näher 
gegen uns bis zum 21. Juni und ist alsdann gleichwohl noch nicht bei 
uns, sondern ist uns nur ungefähr 705 Stunden oder 3521/2 Meilen 
näher gekommen. Aber vom 21. Juni au kehrt der Faden in den näm¬ 
lichen Windungen wieder zurück, immer weiter von uns weg, bis er 
ungefähr am 21. September in gleicher Entfernung von beiden Polen 
wieder satt an dem Kruzifix vorbeistreift. Von dieser Zeit an windet 
er sich jenseits gegen den anderen Pol immer weiter und weiter von 
uns weg bis ungefähr zum 21. Dezember, wo er 1410 Stunden weiter 
rechts hinaus von uns entfernt ist, kehrt alsdann ebenso zurück und 
kehrt am 21. März wieder richtig bei dem Kruzifix ein. Aber bis zu 
uns kommt er nie, weil wir soweit von ihm wegwohnen, hinaus gegen 
den Pol. 
Aus dieser figürlichen Vorstellung ist nun zu erkennen, was zwar 
der geneigte Leser schon weist, dast er während des Kreislaufs der Erde 
nicht immer in der nämlichen Richtung gegen die Sonne bleiben könne; 
aber die Astronomen haben daraus berechnet, in welcher schiefen Linie 
die Erde binnen Jahresfrist die Sonne umlaufen muß, damit diese 
Veränderungen und die vier Jahreszeiten zustande kommen. 
Der Frühling beginnt um den 21. März, wenn der rote Faden 
gerade auf das Kruzifix hcrabreicht. Die Sonne steht gleich weit von 
beiden Polen über der Erde. Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne 
scheint immer näher zu kommen und immer höher am Himmel auf¬ 
zusteigen, je inehr sich der rote Faden nähert; der Tag und die Wärmck 
nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. 
Der Sommer beginnt um beit 21. Juni, wenn der Faden ant 
weitesten von dem Kruzifix entfernt und am nächsten bei uns ist. Als-- 
dann steht die Sonne am höchsten über dem Haupt des geneigten Lesers, 
und dieser Tag ist der längste. Sowie sich der Faden wieder hinaus¬ 
windet, kommt die Sonne immer schiefer gegen uns zu stehen, und die 
Tage werden kürzer. 
Der Herbst beginnt am 21. September. Tag und Nacht sind wieder 
gleich, weil die Sonne, wie der Faden zeigt, wieder über dem Kruzifix 
steht, aber je weiter er alsdann jenseits hinausläuft gegen den andern 
Pol, desto tiefer stellt sich gegen uns die Sonne. Die Tage und die 
Wärme nehmen immer ab, die Nächte und die Kühle nehmen zu. 
Der Winter beginnt, wenn am 20. Dezember der Faden am weitesten 
jenseits von uns entfernt ist. Der geneigte Leser verschläft alsdann die 
längste Nacht, und die Sonne steht so tief, daß sie ihm noch früh um 
0 Uhr durch des Nachbars Kaminhut in das Stiiblein schauen kann, 
wenn die Fensterscheiben nicht gefroren sind. 
Endlich, wenn von diesem Tage an der Faden zurückkehrt, ver¬ 
längern sich auch die Tage wieder. Am 22. Februar, aus Petri Stuhl-
	        
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