Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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181. Lin guter Sohn, der im Glücke sieh seiner geringen 
Pltern nieht sehämt. 
Pustkuehen-Glanzow. 
In dem Regimente des berühimten, von Friedriel dem Grohen hoeh ge— 
rten Generals von Zieten land aueh ein Rittmeister, mit Namen Kur-— 
hagen. PEr var klug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüt. sveine 
Eltern waren arme Landloute im Mecklenburgischen. Nit dem Verdiensst 
orden rüekte er nach Beendigung des siebenjarigen Krieges in Parchim ein 
Die Eltern waren von hrem Dörfehen naen der dd gekommen, um 
ihren Sohn nach Jahren wieden 2u sehen, und erwarteten ihn auf dem 
Markte, Wie er sie erkannte, zprang er raßeh vom Pferde ind umarmte 
die unter Freudenthränen. Bald darautf mußten sie zu ihm ziehen und 
aben allezeit mit an heinem Tische, auch wenn er vornehme Gaste hbatio 
Einst spottete ein Offizier darüuber, dab Bauern ba cinen Rittmeister 
zu Tische saben. »Wie sollte ieh nieht die erslen Wohlthater meines Lebens 
dankbar achten?« war seine Antwort. mn— ieh des Königs Rittmeister 
Vurde, war ich ihr Kind.« 
Der brave General von Zieten hörte von diesem Vorfalle und bat sieh 
selbst naeh einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu 
Gaste. Die Eltern des letztern vünseuten diesmal selbst, nieht am Tische 
zu erscheinen, weil sie sieh verlegen fühblen vürden. Sls unn sieh setzen 
Vollte, fragte der General: »Aber, Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ieb 
denke, zie essen mit Ihnen an einem iene Der Rittmeister lachelte 
und wubte nicht sogleieh zu antworten. 
Da stand Zieten auf und holte die Eltern selbet herbei; sßie mubten 
sgieh rechts und links an seine Seite setzen, und er unterbielt slieb mit hnen 
aufs freundliebste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er 
sein Glas, stand auf und sprach: Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen 
dieser braven Eltern eines verdienstrollen Sohnes, der es beweist, dab ein 
dankbarer Sohn mehr werth ist, als ein hochmütiger Rittmeister.« 
Sputer fand der General Gelegenheit, dem Kõnige von der kindlichen 
Achtung zu erzahlen, welehe der Rittmeistor beinon Eltern erwies, und 
Friedrieh II. freute sieh gehr darüberr 6 Kurzhagen einsst nach Berlin 
kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. Iör' Er, Rittmeister,« 
fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, »von velehem Hause 
stammt Er denn eigentlich? Wer sind Seine Eltern »Eur— Majestat, « ant⸗ 
wortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, ieh stamme aus einer Bauernhutte, 
und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ien das Gluek theile das iehl 
Euer Majestät verdanken« 
»So istis reeht, « sagte der König erfreut; »wer zeine Ultern achtet, 
der ist ein ehrenwerther Mann: wer die gering schatzt. verdient nieht. ge 
boren zu vein.« 
Ehre Vater und Nutter, das ist das ersto Gebot. das Verheibung hat. 
182. 
Die Krönung. 
Glaubrecht.) 
Als im Jahre 1764 der Kaiser Joseph, seligen Andenkens, zu Frank— 
furt am Main mit der goldenen Krone des heiligen römischen Reichs gekrönt
	        
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