Full text: Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 4, [Schülerband])

O. Aus der Geschichte des deutschen Volkes 
und Enkeln der tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahr⸗ 
hundert Mein in Gott ruhender Vater unvergessene Worte sprach. 
Das Vaterland ist in Gefahr! 
Osterreich und ein großer Teil Deutschlands steht gegen das— 
selbe in Waffen! 
Preußen soll geschwächt, vernichtet, entehrt werden. Wohin wir in 
Deutschland schauen, sind wir von Feinden umgeben, deren Kampfgeschrei 
ist: „Erniedrigung Preußens!“ 
Aber in Meinem Volke lebt der Geist von 1815. Wer wird uns 
einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn König und Volk an 
die Ehre des Vaterlandes Gut und Blut setzen? 
Ich habe alles getan, um Preußen die Lasten und Opfer eines 
Rrieges zu ersparen; das weiß Mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen 
prüft. Osterreich hat nicht gewollt, und andre deutsche Staaten haben 
sich offen auf seine Seite gestellt. So sei es denn! Nicht Mein ist die 
Schuld, wenn Mein Volk schweren Kampf kämpfen und vielleicht harte 
Bedrängnis wird erdulden müssen; aber es ist uns keine Wahl mehr 
geblieben! Wir müssen fechten um unser Dasein; wir müssen in einen 
Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des 
Großen Kurfürsten, des Großen Friedrich, das Preußen, wie es aus den 
Befreiungskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen, 
auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit, Hin— 
gebung und Gesittung es emporgehoben haben. 
Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschicke der Völker, 
den Lenker der Schlachten an, daß er unsre Waffen segne! Gott mit uns! 
2. Preußen hatte ein Heer aufgestellt, so groß und zahlreich, so 
wohl gerüstet, wie noch nie zuvor. Es bestand aus der gegen Osterreich 
aufgestellten Hauptarmee und aus der sogenannten Mainarmee. 
Die Hauptarmee war über 250 000 Mann stark und umfaßte a) die 
erste Armee unter dem Oberbefehle des Prinzen Friedrich Karl, 
b) die zweite Armee unter dem Oberbefehle des Kronprinzen, e) die 
Elb-Armee unter General Herwarth von Bittenfeld. 
Dem Kronprinzen, als dem Erben der preußischen Königskrone, war 
die schöne Aufgabe geworden, die Provinz Schlesien zu schützen, auf 
welche es die Osterreicher besonders abgesehen hatten. 
Der Kaiser von Osterreich bedurfte auch gegen den König 
von Italien einer Heeresmacht. Er hatte den Preußen 260000 Mann 
unter dem Oberbefehle des General-Feldzeugmeisters Benedek entgegen— 
gestellt. Dieser war bisher noch nie besiegt worden, und die Herzen der 
Soldaten schlugen ihm entgegen wie einst dem Wallenstein. 
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