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schleunig öffnet er den Stadel, damit sich das Wild die Asung selbst holen
und in der Scheune das Lager beziehen könne.
Müde und matt zum Umfallen, ist Loidl außerstande, sich etwas zu
kochen. Die dem Ofen entströmende Wärme übt ihre Wirkung aus. Der
Jäger legt sich auf die harte Holzbank und entschlummert augenblicklich.
Wie Loidl nach langem Schlaf erwacht, muß er sich eine Weile besinnen,
wo er sich eigentlich befindet, zumal die anhaltende Dunkelheit ihn ver—
blüfft. Bald erkennt er jedoch das Innere der Diensthütte, und die Er—
innerung an den verzweifelten Aufstieg wird in ihm wach. Gott sei ge—
priesen, daß es noch so gut abgegangen ist! Jetzt soll aber gekocht werden,
denn der Hunger ist groß. Also macht Loidl Feuer auf dem Herd, und
dann will er etwas Schnee holen, um durch Schmelzen Kochwasser zu er⸗
halten. Wie er die nach rückwärts hinausgehende Tür öffnen will, ver—
hindert dies eine ungeheure Schneelast, die vor der Tür der Hütte liegt.
„Oha! Eing'schneit!“ ruft Loidl unwillkürlich, und so ist es auch in der
Tat. Der Jäger weiß sich zunächst zu helfen, indem er den Fugenschnee
zusammenkehrt und dann in einem Hafen auf der Herdplatte zum Schmelzen
bringt. Er tastet sich dann in der fatalen Dunkelheit in den kleinen Hütten⸗
keller hinab und holt von den Vorräten, die da aufbewahrt sind, Rauchfleisch
und Konserven. Außerdem hat er ja noch die Zutaten zu mehrmaliger
Schmarrenmahlzeit im Rucksack. Er kann also leben wie ein Fürst, das
heißt, solange der Vorrat an Holz und Lebensmitteln reicht. Später könnte
der Zwangsaufenthalt im Schneegefängnis aber doch unangenehm werden,
wenn nämlich das Schneewetter andauert und gar noch steife Kälte sich
dazugesellt.
Als ein großes Glück betrachtet es Loidl, daß der Kamin im Herbst
auf sein Gutachten hin so erhöht worden war, daß das Rauchrohr sich hoch
über das Hüttendach erhebt. Beim Einzug konnte er diese „Signalstange“
allerdings vor Sturm und Schneegewirbel nicht sehen. Der Ofen bewährt
sich bestens; daß das Schmelzwasser von oben durch das Rauchrohr etwas
herabträufelt, geniert ja nicht besonders. Die Hauptsache ist, daß der
Rauch freien Abzug hat.
IV.
Loidl kocht. Wie sich der Schmarren schön gelbbraun in der Pfanne
zu krusten beginnt, fällt ihm bei, daß er ja nach dem Wild in der Scheune
zu sehen vergessen habe. Das will er augenblicklich nachholen, doch die vom
Schnee verstellte Tür belehrt ihn abermals, daß er ein Gefangener ist. Es
muß also in der Nacht gehörig geschneit und geweht haben. Und die Nacht
dauert heillos lange; es will nimmer Tag werden. Es muß aber längst
Tag sein, denn Loidl verspürt abermals Hunger. Wieder kocht er. Dann
bezieht er das Heulager über der Hüttenstube; doch hier ist es zu kalt; es