303. Blücher am Rhein.
Die Heere blieben am Rheine stehn; „Den Finger drauf! Den schlagen
Soll man hinein nach Frankreich gehn? wir!
Man dachte hin und wieder nach, Wo liegt Paris?“ —
Allein der alte Blücher sprach: „Paris? — dahier!“
„Generalkarte her! „Den Finger drauf! Das nehmen wir!
Nach Frankreich gehn ist nicht so schwer. Nun schlagt die Brücke übern Rhein!
Wo steht der Feind?“ Ich denke, der Champagnerwein
„Der Feind? — dahier!“ Wird, wo er wächst, am besten sein“
Kopisch
304. Die Schlacht bei Waterloo.
Es war Napoleon gelungen, Elba heimlich zu verlassen und am
L. März 1815 an der Küste Frankreichs zu landen. Mit Jubel wurde
er aufgenommen; die gegen ihn abgeschickten Truppen des Königs von
Frankreich gingen zu ihm über, und er zog in Paris als Kaiser ein. Da
mußten die Fürsten Europas aufs neue zu den Waffen greifen, und an
den tapferen Thaten, die damals geschahen, haben auch die hannoverschen
Krieger ihren guten Anteil gehabt. Der Name Waterloo ist bei uns
noch im Gedächtnis.
Im Juni schon stand Napoleon den Verbündeten mit einem 120000
Mann starken Heere gegenüber. Den Oberbefehl über die Preußen führte
Blücher; Wellington führte das englisch-hannoversche Heer. Die ersten
Kämpfe brachten keine Entscheidung, aber große Verluste; auch der tapfere
Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig fiel, und weinend trugen seine
Krieger die Leiche des geliebten, schwergeprüften Fürsten fort.
Da kam der 18. Juni heran. Rings um den Ort Waterloo breitet
sich eine weite Ebene aus, die hin und wieder von sanften Anschwellungen
durchzogen ist. Diese Ebene hatte sich Wellington zum Schlachtfelde aus—
ersehen und auf ihren Anhöhen sein Heer aufgestellt. Wenn Blücher ihm
nur zwei Heerhaufen schicken könne, hatte er diesem sagen lassen, so wolle
er mit seinen 80000 Mann den Kampf mit den Franzosen aufnehmen.
Man weckte den greisen Feldherrn in der Nacht, um ihm diese Meldung
zu machen. Er ließ dem englischen Feldherrn sagen, er wolle mit seinem
ganzen Heere kommen, und schlief dann ruhig weiter.
Es war eine kalte, stürmische Nacht, die dem 18. Juni vorherging;
Blitze zuckten hernieder, und der Regen ergoß sich mit Heftigkeit auf die
hohen Nrenfelder und duldete kein Wachtfeuer. Ringsum Stille; aller
Herzen voll Erwartung. Napoleon stieg um 8 Uhr zu Pferde. Das
wußte er wohl: wenn er heute nicht siegte, so war er verloren; denn schon
naheten die Heere der Russen und Osterreicher.
Um 11 Uhr gab er das Zeichen zum Angriff. Die Franzosen griffen
stürmisch an. Mit fürchterlicher Erbitterung wurde auf beiden Seiten ge—
stritten. Immer heftiger tobte die Schlacht; die Reihen des englisch-han⸗
noverschen Heeres wurden dünner; näher der Tod, starrer der Mut.
Schon lagen 10000 der Unsern tot am Boden. Lange schon hatte