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3. Und rufe flugs die kleinen Gäste; 4. Es leuchtet uns bei unserm Mahle
denn hör, mich hungert's sehr; der Mond so silberrein
bring auch den Kleinsten aus dem Neste, und guckt von oben in die Schale
wenn er nicht schläft, mit her. und thut den Segen mein.
5. Nun, Kinder, esset, eßt mit Freuden,
und Gott gesegn' es euch;
sieh, Mond, ich bin wohl zu beneiden,
bin arm und bin doch reich! Matth. Claudius.
185. An den Mond.
1. Guter Mond, du gehst so stille 2. Guter Mond, du wandelst leise 10
durch die Abendwolken hin; an dem blauen Himmelszelt,
deines Schöpfers weiser Wille wo dich Gott zu seinem Preise
hieß auf jener Bahn dich ziehn. hat als Leuchte hingestellt.
Leuchte freundlich jedem Müden Blicke traulich zu uns nieder
in das stille Kämmerlein, durch die Nacht aufs Erdenrund! 15
und dein Schimmer gieße Frieden Als ein treuer Menschenhüter
ins bedrängte Herz hinein! thust du Gottes Liebe kund!
3. Guter Mond, so sanft und milde
glän?t du im Sternenmeer,
wallest in dem Lichtgefilde
hehr und feierlich einher.
Menschentröster, Gottesbote,
der auf Friedenswolken thront: —
zu dem schönsten Morgenrote
führst du uns, o guter Mond! Narl Enslin. 25
186. Der Herbst, ein guter Zahlmeister.
. Der Herbst ist der Zahlmeister des Jahres. Der Sommer hat
wohl schon manche Bezahlung auf Abschlag gemacht; aber der
Herbst führt doch die Hauptkasss. MAuch hat er nicht bloss einen
Zahltog, sondern gar viele, also, dals die Menschen beinahbe nicht 30
Hände genug zum Einnebmen haben. Hat man den Herbst nur
erblickt, so hat er etwas zu verschenken, und er schenkt nicht wie
ein Geiziger, dass man hicht weils, ob es ihm ernst sei oder nicht,
sondern er hat seine Hände immer offen, so lange er etwas zu ver-
schenken hat. Darum findet der Herbst überall fröhliche Gesichter, 35
Wie schön putzt er aber auch seine Gaben aus! Betrachtet nur
die rotbäckigen &pfel an den Bäumen, grosse und kleine und von
allen Mustern, und dann die Birnen, von denen manche aussehen,
als ob sie von Wachs gemacht seien! Diese sind indes nicht immer
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