Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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4. Die elektrischen Wellen werden durch das Überspringen von Fun— 
ken von einem Leiter auf einen andern hervorgerufen. As „Sender“ 
wie als „Empfänger“ dienen Metallstangen, die auf hohen Gerüsten, 
Hausdächern oder Fabrikschornsteinen angebracht sind. Starke Stromstöße 
aus großen Dynamomaschinen erzeugen die elektrischen Wellen, die mit 
großer Stärke in den Stäben schwingen und von hier aus durch die Luft 
weitergesandt werden. Wir Menschen können wohl Lichtstrahlen sehen 
und Töne hören, aber gegen elektrische Wellen sind wir unempfindlich. 
Dies ist aber bei einem von dem Gelehrten Branly erfundenen Apparat, 
den er Fritter nannte, nicht der Fall. Der Fritter besteht aus einer 
Glasröhre, die an beiden Enden durch Metallkapseln verschlossen und im 
Inneren mit Metallpulver gefüllt ist. Schaltet man diesen Apparat in 
einen Stromkreis, so tritt eine Unterbrechung ein, da das Metallpulver 
für den Strom einen bedeutenden Widerstand bildet. Treffen aber elek— 
trische Wellen den Fritter, so ballen sich die Metallspäne zusammen, das 
Pulver wird leitend und der Stromkreis geschlossen. Ein Hämmerchen 
über dem Fritter klopft nach jedem Stromstoß, der durch die Wellen über— 
mittelt wird, auf die Röhre und bewirkt durch diese Erschütterung ein 
Auseinanderfallen der zusammengeballten Metallteilchen, das sofort ein— 
tritt, wenn keine Wellen mehr in den Fritter gelangen. Der Strom kann 
also wie beim Morseapparat wechselweise geschlossen und unterbrochen 
werden. Ein Morseschreiber, der mit dem Fritter in leitender Verbindung 
steht, schreibt ein Telegramm genau so nieder, als ob er mit dem „Sen— 
der“ durch einen Draht verbunden wäre. 
5. Da die Kraft der elektrischen Wellen nicht so schnell abnimmt wie 
die der Schallwellen, so kann man über bedeutende Strecken ohne Draht 
telegraphieren. Die Station in Oberschöneweide bei Berlin steht mit 
einer solchen in Dresden und mit einer andern in Schweden in Ver— 
bindung. Die gewaltige Station, die auf deutschem Boden an dem Ge— 
stade der Nordsee im Entstehen begriffen ist, wird nicht nur über ganz 
Europa, sondern auch über den größten Teil des Atlantischen Ozeans ihre 
Wellen senden können. Da sich die elektrischen Wellen allfeitig derbreiten, 
so war es anfangs möglich, daß jeder, der einen Empfangsapparat besaß, 
die mit Wellen gesandten Nachrichten auffangen konnte. Dieser Übelstand 
ist jedoch jetzt beseitigt. Deutsche Gelehrte haben ein Verfahren erfunden, 
durch das nur ganz genau abgestimmte Stationen miteinander telegra 
phieren können, so daß die ins Weltall hinausgesandten Nachrichten nur 
denen verständlich werden, für die sie bestimmt sind. 
Welcher Vervollkommnung die drahtlose Telegraphie fähig ist, läßt 
sich noch nicht absehen; aber auch heute schon ist sie für den Weltver— 
kehr, namentlich für die auf hoher See befindlichen Schiffe, von höchster 
Bedeutung. Varl Schablin. (Originalartikel)
	        
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