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aber bei alledem, in den gefährlichen Bereich seines Rüssels zu kommen.
Endlich tritt er ihm vorsichtig näher, kratzt und streichelt ihn und
spricht in sanftem Tone mit ihm. Wird der Wärter nach und nach
mit ihm vertrauter, so springt er, von einem zahmen Elefanten ans,
ihm auf den Rücken und, sobald er noch zahmer wird, auf den Hals.
Bon dieser Stelle aus lenkt er später den Elefanten, wohin er will.
Ist letzterer auch endlich ganz gezähmt, so muß man doch stets den
Ort mit ihm vermeiden, wo er gefangen worden ist, weil er sich dann
seiner Freiheit erinnert und meistens entflieht.
Im Jahre 1782 entfloh ein Elefant auf einer Tigerjagd. Nach
18 Monaten wurde er mit einer Herde gefangen und von seinem
Führer wieder erkannt, welcher auf einem Elefanten auf ihn zuritt
und ihm befahl, sich niederzulegen. Ganz erstaunt gehorchte er
augenblicklich.
Ist der Elefant gezähmt, so ist er für den Menschen ein sehr-
nützliches Tier; er wird zum Tragen und Ziehen abgerichtet und ist
auf der Tigerjagd fast unentbehrlich. Er kann eine Last von 1 000 bis
2 000 kg tragen.
Beispiele von seiner Klugheit, Dankbarkeit, aber auch Rachsucht
gibt es unzählige.
80. Der Eisbär.
Nach Harald Otmar Lenz.
1. Der Eisbär ist weit größer als der Landbär. Er wird 2—8 m
lang; sein Gewicht beträgt 500—750 kg. Seinen Namen hat er Von
dem Aufenthalte ans und an den Eisfeldern des höchsten Nordens, wo
andere Tiere vor Kälte umkommen würden. Den größten Teil seiner
Nahrung findet er im Meere; denn er ist ein ganz vortrefflicher
Schwimnier. Auch versteht er das Tauchen meisterhaft und kann auf
beträchtliche Entfernungen unter dem Wasser schwimmen. Seehunde
erhascht er lebendig; von Walfischen und Walrossen sucht er das Aas.
Was sich nur Lebendes in jenen Gegenden findet, darauf macht er
Jagd; denn das Pflanzenreich kann ihm nichts gewähren. An die
Haustiere wagt er sich selten. Man hat mehr als einmal bemerkt,
daß er zwischen weidenden Herden durchgegangen ist, ohne eins von
den Tieren anzufallen. Dies geschieht freilich nur, wenn er gesättigt
ist. Wenn ihn der Hunger plagt, greift er jedes Tier an, das ihm
begegnet. Dagegen wagt er sich an den Menschen bloß bei dem
größten Hunger und geht ihm gewöhnlich aus dem Wege. Wird er