Hausgeräten versehen, und Sesi mußte selbst eingestehen, daß ein
ielmaßiger Buͤrger kostbarer wohne als der Groß⸗Schatzmeister
seines Reiches. Er schämte sich dieser zweiten Täuschung und
wollle sich entfernen, als ihm ein Höfling eine Thür am Ende
eines Ganges zeigte, die mit zwei starken, eisernen Riegeln ver⸗
schlossen war. Der König ging näher und fragte Ali Beg, was
r uner so großen Schlössern und Riegeln verwahre. Ali Beg
schien erschrocken; eine hohe Röte überzog sein Gesicht; er sammelte
ich aber wieder und sprach ruhig: „Hert, in diesem Gemache
bewahre ich das Liebste, was ich auf der Welt habe, — mein wahres
Eigentum. Alles, was du in diesem Hause gesehen hast, gehört
dem Koönige, meinem Herrn; was dieses Zimmer enthält, ist mein.
Aber es ist ein Geheimnis; ich bitte dich, verlange es nicht zu sehen.“
Dies ängstliche Betragen schien dem argwöhnischen Fürsten
Gefühl der Schuld, und er befahl mit Heftigkeit, die Thür zu
öffnen. Das Gemach that sich auf, und siehe da! vier weiße
Waͤnde, miu einem Hirtenstab, einer Flöte, einem schlechten Kleide
ind iner Hirlentasche geschmückt. — das waren die Schätze,
welche die eisernen Schlösser und Riegel verwahrten. Alle An⸗
weseuden erstaunten, und Schah Sesi schämte sich zum drittenmal,
als Ali Beg mit der größten Bescheidenheit also sprach: „Mäch⸗
tiger Königl' Als mich der große Abbas auf einem Berge antraf,
wo ich eine Herde hülete, waren diese Armseligkeiten mein ganzer
Reichlum, das Denkmal meiner glücklichen Kindheit; und der
großmütige Fürst war zu gütig, als daß er es mir hätte nehmen
wollen. Ich hoffe, Herr, auch du wirst es mir nicht nehmen und
mich mit ihm in jene friedlichen Thäler zurückkehren lassen, wo
ich in meiner Dürftigkeit glücklicher als hier im Überflusse war.“
Mi Beg schwieg, und alle Umstehenden waren bis zu Thränen
gerührt. Der König aber zog sein Kleid aus und legte es ihm
aͤn, äin Zeichen der höchsten Gnade; der Neid und die Verleum—
dung waren mit Schande behslaen und konnten sich gegen diesen
Edlen nie wieder erheben. Ali Beg lebte noch lange und genoß
den Lohn seiner Tugenden schon auf Erden, und als er gestorben,
waren Thraͤnen die slillen Lobredner an seinem Grabe. Alle
Einwohner der Königsstadt begleiteten seine Leiche, und noch im
Munde der Nachwelt hieß er immer der edle, uneigennützige
Ali Beg. 8. A. Liebeskind.
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Der Specht und die Taube.
Der Specht und die Taube hatten den Pfau besucht. „Wie
getel dir unser Wirt?“ fragte der Specht auf dem Heimwesge;
Fült er nieht ein widerwärtiges Gelchöpf? vein Stolz, leine un—