Full text: Mittelstufe (5. - 6. Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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So fand ihn der Vater und sah bald, worin er gefehlt habe. Statt 
auf den Ungehorsamen zu schmähen, wie der Sohn schon vermutet hatte, 
sagte er selbst: „Du hast recht, diese Mühe ist für einen einzigen Menschen 
allzugroß. Aber, was meinst du? Getrautest du dich wohl, jenen Winkel 
von ungefähr zwanzig Schritten im Gevierte ohne Gehilfen zu säubern?“ 
Der Jüngling war willig dazu, griff das Werk sogleich an und 
ward nach acht oder zehn Tagen damit fertig. 
„Wie, wenn du es noch mit jenem Stücke, das nicht größer sein 
wird, auch versuchtest?“ fragte der Bauer abermals und fand gleiche Be⸗— 
reitwilligkeit, gleichen Erfolg. So ging es noch sechs- oder siebenmal, und 
ehe der Sommer verflossen war, — lag der Wald danieder. A. G. Meißner. 
6. Vom Lernen. 
Man hält es öfter für verkehrt, wenn man mehr lernt, als man 
meint, daß man in Zukunft brauchen werde; und die meisten Menschen 
wollen eben nur soviel lernen, als sie glauben, daß sie künftig nötig haben 
werden. Wenn aber einer nicht mehr Rettichkörner stecken wollte, als er 
künftig Rektiche zu haben wünscht, so würde es ihm fehlen, indem nicht 
alles gerät, was man säet. So geht es auch bei dem Lernen, es bleibt 
nicht alles, was man lernt. Daher muß man soviel in seiner Jugend 
lernen, daß auch etwas davongehen kann. Zudem kann man nicht wissen, 
was man in Zukunft gerade brauchen werde. Man wird auch keinen 
vernünftigen Menschen klagen hören, daß er zu viel gelernt habe, sondern 
vielmehr, daß es ihn reue, nicht mehr gelernt zu haben. Beltelleute 
haben zu ihrer Haushaltung nicht viel nötig; wenn man aber eine rechte 
Haushaltung führen will, so wird vieles dazu erfordert. Wenn man 
ein schlechter Mensch werden will, so braucht man nicht viel zu lernen. 
Wenn man aber recht brauchbar werden will, so muß man in seiner 
Jugend soviel lernen, als man kann, zumal selbst der Geschickteste nicht 
soviel kann, daß er mit Recht sagen könnte, er wäre nur dem geringsten 
Amtlein vollkommen gewachsen. Flattich. 
7. Jugend ist Saatzeit. 
Jung gewohnt, alt getan. — Wer den Kern will, muß die Nuß knacken. — 
Arbeit hat bittere Wurzel, aber süße Srucht. — Wer früh ausgeht, kommt früh 
heim. — Nach guten Kirschen steigt man hoch. — Wie man sich bettet, so schläft 
man. — Wie die Arbeit, so der Cohn. — wie die Aussaat, so die Ernte. — 
Wer säet, der mähet. — Von einem Streiche fällt keine Eiche. — Wie man die 
Aussaat hier bestellt, so erntet man in jener Welt. volksmund.
	        
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