Full text: Gott und Menschenleben, Natur und Jahreslauf (Theil 1, [Schülerband])

177 
185. 
zwei Blüthchen, die in Einem Kelche brüderlich beisammen wohnen. 
Der Kelch besleht aus zwei schmalen, spitzen Blättchen welche den 
VNamen Kelchspelzen tragen und die Hülle bilden für die eigentliche 
Blüthe, die das Körnlein umschleßt, wederum us zwei Blättchen 
zusammengesetzt und von blaßgruner Farbe ist. 
Wie hat sich nun aber das Kötnlein gebildet, woher ist es ge— 
kommen? Siehe da hangen drei gelbe Beutelchen aus der Bluthe 
heraus, an gaͤnz feinen, dunnen Fäden befestigt. In diesen kleinen 
Beuteln stecken, wie in einem Kasichen, viel tausend Körnchen eines 
außerordentlich feinen Staubmehles, Blüthenstaub genanit. Wehl 
nun ein frischer Wind über das Kornfeld, daß es aussieht, als wären 
es grüne Wasserwogen, die auf- und niederwallen, so fallt das Slaub 
mehl auf ein andres Körperchen, das gerade in der Mitte der beiden 
Staubfäden steht und oben eine Narbe hat, die mit einer hübschen 
Federkrone geziert snn Diese Narbe empfängt den zarten Blüthenstaͤub 
und führt ihn durch den kurzen, hohlen Griffel bis zum Fruchtknoten 
hinab der inem Haarschopfe gleicht Sobals das Samenmehl ihn be⸗ 
rührt, schwillt er auf; er rundet sich wird inmer fester und bereitet im 
Innern zweier Häutchen jenes kostbare Mehl, das wir im Brode ver 
Peisen. So ist aus dem in die Erde gepflanzten Samenkorne ein 
diesem ganz gleiches erzeugt; aber aus dem einen, das gesäet wurde, 
hat der Segen Gottes hundert gemacht. 
3. ist das Roggenkörnlein ein Segen des Himmels zu nennen; 
denn was wollten wir und l⸗ Menschen, die mit uns in der nörd 
lichen gemäßigten Zone wohnen, anfangen, wenn uns das Roggenbrod 
genommen wuͤrde? — Das Roggenbrod ist eine gesunde Haus manns 
kost, die man jeden Tag mit gleicher Lust verzehrt; es bleibt uns der 
liebe Freund, zu dem wir immer wieder zuruckkehren und dessen wir 
nie überdrüssig werden. In der Gestalt des Blodes fassen wir den 
ganzen leiblichen Segen zusammen; darum beten wir auch im Varen— 
unser; Unser täglich Brod gieb uns heutel! 
Wie die heißen Länder reichlich gesegnet sind mit einem Korne, 
das du zuweilen in der Suppe genießen nämlich mit dem Reis, und 
die warmen Ander ein mdres nahrhaftes Korn, den Ma is hervor— 
bringen so die fruchtbaren fetten Landstriche der gemäßigten Zone den 
Weizen. Aber wo auch diefer nicht mehr wachsen will, weil ihm der 
Boden zu mager, die Lust zu rauh und kalt da gedeiht noch reff 
lich der Roggen, der selbst auf die hohen Gebirge seig, ohne Sehen 
vor Wetter und Wind und ohne zu leiden vom Frofle des nordischen 
Winters. Darum ist er auch ein so kräftiges und sarkes Gewãchs 
Sein Stroh ist das beste unter allen Geneidearten und auhält felber 
noch manchen Nahrungsstoff Wie mnanchem Thiere it schon das Leben 
halten worden durch die ockenen Halme des Roggenkörnleinsi 
Wie manches Pferd müßte nach shwerer Tagesarbel hungrig im Slall⸗ 
stehen, wenn der Hächsel ihm nicht die Kre fulltel vVas Roggen⸗ 
stroh speiset die Thiere ind armnet se auch denn es legt sich als 
bequemes Bett ihnen unter die Fuße damm se darauf ausruhen und 
Wärme sammeln, wie der Mensch in den Ferbetten sich awarnn 
19
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.