— 2 —
vortreffliche Schlafkammer war. „Hier wollen wir bleiben,“
sagte er zu seinem Reisegefährten. „Mir ist es recht,“ sagte
der Hahn; „aber ich schlafe gern in der Höhe.“ Damit
flog er auf einen Ast, wünschte dem andern gute Nacht
und setzte sich zum Schlafen.
2. Als es Morgen werden wollte, fing der Hahn an
zu krähen; denn er dachte: „Es ist bald Zeit zum Weiter—
reisen.“ Das Kikeriki hatte der Fuchs gehört, dessen Höhle
nicht weit davon entfernt war, und schnell war er da, um
den Hahn zu fangen. Ihr wißt ja, daß der Fuchs ein
Hühnerdieb ist. Als er den Hahn so hoch sitzen sah, dachte
er: „Den muß man durch gute Worte herunterlocken; denn
so hoch kann ich nicht klettern.“ Er ging höflich hinzu und
sprach: „Guten Morgen, lieber Vetter! Wie kommst du
hierher? Ich habe dich gar zu lange nicht gesehen. Aber
du hast dir da eine gar unbequeme Wohnung gewählt und
auch wohl noch nicht gefrühstückt. Wenn es dir gefällig ist,
mit in mein Haus zu kommen, so werde ich dir mit dem
Besten aufwarten, was ich habe.“
. Der Hahn aber kannte den alten Schelm und hütete
sich, hinunter zu fliegen. „Ei,“ sagte er, „wenn du ein
Bx von mir bist, so werde ich recht gern mit dir früh—
stücken. Aber ich habe noch einen Reisegefährten, der schläft
unten in der Kammer. Sei so gefällig, ihn zu wecken, so
können wir gleich zusammen mitgehen.“ Der Fuchs meinte,
er könne noch einen zweiten Hahn erwischen und lief schnell
nach der Offnung, wo der Hund lag. Dieser war aber wach
und hatte alles mit angehört, was der Fuchs gesprochen
hatte, um den Hahn zu betrügen. Er freute sich sehr, den
alten Betrüger jetzt strafen zu können. Ehe der Fuchs sich
dessen versah, sprang der Hund hervor, packte ihn an der
Kehle und biß ihn tot. Dann rief er seinen Freund vom
Baume herunter und sagte: „Wenn du allein gewesen wärest,
so hätte dieser Bösewicht dich umgebracht. Aber laß uns
eilen, daß wir aus dem Walde kommen!“ e
ach Asop.