Heft § 55 V. Geographie der Lebewesen.
Wüstensteppe mit Dornbusch Mazien) und die Kalahari, ebenfalls eine Wüstensteppe); b) im
innern Australien (teils Sandwüste, teils Dornbuschsteppe, hier Scrub, spr. skrab, genannt);
c) in Südamerika (die Sandwüste Atacama). — In der gemäßigten Zone tritt die Wüstensteppe
als Heidekrautsteppe auf (Lüneburger Heide, die Landes), in den Mittelmeerländern als
Maquis (Buschwald aus Myrte, Heide, Lorbeer usw.).
3. Der Wüstengürtel wird umsäumt von den eigentlichen (baumlosen) Steppen, die
mit kurzem Gras bestanden und nach der Regenzeit meist von einem reichen Blumenflor (be-
sonders von Zwiebelblüten) durchsetzt sind (in Nordamerika Prärien, in Argentinien Pampas,
in Ungarn Pußta genannt)^).
4. Daran schließt sich das lvaldland der gemähigten Zone, im Norden mit Birken-
und Nadelholz-, weiter südlich mit Laubwäldern, die, im Gegensatz zu den Tropenwäldern, durch-
weg aus einer einzigen Baumart gebildet werden.
3. Ungefähr mit den: Polarkreis beginnt die Region der Tundren oder Moos- und
Flechtensteppen. Es ist das Gebiet, in dem der Boden auch in der warmen Jahreszeil nur
an der Oberfläche auftaut, so daß das Wasser nicht absinken kann. Es entstehen infolgedessen
gewaltige Moore uud Moräste, die ohne scharfe Grenze in das Meer übergehen. Außer Flechten und
Moosen siedeln sich hin und wieder auch Phanerogameu (Riedgräser, Zwergweiden, Rhododendren,
Heidelbeeren usw.) an. Stellenweise dringt die Tundra bis zum 69. Breitengrad nach Süden vor.
Dazu kommt dann noch die arktische und Hochgebirgsflora, also das Gebiet der kältesten
Gegenden (Flechten, Moose, dürftige Gräser, Birken- uud Weideugestrüpp, Knieholz, Alpenblumen).
2. Tiergeographie.
55 Für die geographische Verbreitung der Tiere kommt — im Gegensatz zu den Pflanzen —
in erster Linie die Eigenbewegung in Betracht. Aber auch hier spielen die bei den Pflanzen
genannten Verbreitungsmittel eine Rolle, ganz besonders auch die durch den Menschen, und
zwar auch hier sowohl unbewußt (allgemeine Verbreitung der Ratte durch die Schiffahrt) wie
bewußt (Einführung der Haustiere aus Vorderasien, der Seidenraupe aus China usw.; Aus-
rottuug mancher Tierarten). — Von großer Bedeutung waren auch für die Tierverbreitung
geologische Vorgänge: Wenn sich in Australieu die Urformen der Säugetiere, die Beutel-
tiere, erhielten (§16), die höheren Ordnungen der Säugetiere, insbesondere auch die Raub-
tiere dagegen fehlen, so beweist das, daß Australien schon vor Beginn der Tertiärzeit
von den übrigen Land Massen abgetrennt wurde. In der Tertiärzeit müssen auch Süd-
amerika und Afrika (mit Madagaskar und Vorderindien) abgetrennt worden fein, da sich hier,
namentlich in Südamerika, tertiäre Tierformen erhalten haben. Die uördl. Erdhälfte bekam auf
großen Gebieten durch die Eiszeit wie eine neue Pflanzen-, so auch eine neue Tierwelt^).
In bezug auf die Verbreitung der Landtiere unterscheidet man (nach dem Engländer Wal-
lace) 8 Regionen:
1. und 2. Die arktische und die antarktische Region^), deren Tierwelt nicht genau die
gleiche ist. Von den Robbeu z. B. leben im arktischeu Gebiet der Grönländische Seehund, im ant-
arktischen der Seeleopard und der See-Elefant, von Vögeln im arktischen Gebiet die Alken, im
antarktischen die Pinguine usw. Für die tierreichere arktische Zone sind ferner zu nennen:
Eisbär, Renntier, Hermelin usw.
3. Europa, Asien bis zum Himalaja, Afrika bis einschließlich der Sahara
(palä-arktische Zone): Pferd, Rind, Schaf, Hirsch, Kamel.
1) Zu den Steppen im weiteren Sinne gehören auch die oben unter 1 genannten
Savannen der Tropen mit ihrem übermannshohen Gras und mit vereinzelten
Baumbeständen.
2) Vielleicht entstammt die Tierwelt der südlichen Kontinente, besonders diejenige Austra-
lieus und Südamerikas, einem großen vorzeitlichen (mesozoischen) antarktischen, diejenige
der nördlichen Kontinente einem großen arktischen Kontinent. (Huxley schlägt deshalb eine
zoogeographische Zweiteilung vor.)
I) Arktisch = in der Richtung des Arktus, d. i. des (Großen und Kleinen) Bären am
nördl. Himmel; autarktisch = dem Arktus, als dem Norden, entgegengesetzt, also Südpolgebiet.